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Ranke, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1914, 2. Abhandlung): Zur Theorie mesenchymaler Differenzierungs- und Imprägnationsvorgänge: unter normalen und pathologischen Bedingungen (mit besonderer Berücksichtigung der Blutgefäßwand) — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.34091#0007
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Mesenchymale Differenzierungs- u. Imprägnationsvorgänge. (B. 2) 7
photischen Differenzierungsprodukts (der ,,Silberfi-
brille") möchte ich jene Vorgänge zusammenfassen, welche
dazu führen, daß das Mesenchymalpiasma oder seine Fibrihen
am bestimmten Orte neuartige chemische Eigenschaften,
oder genauer: im mikroskopischen Präparat neue färberische
Eigenschaften annehmen. Diese chemjschen Umwandlungen sind
wohloftmitAnderungen im strukturellen Verhaltcn derbetreffen-
den Gewebsbestandteile verbunden; doch muß das nicht sein, und
deshalb möchte ich diese äußerst mannigfaltigen Vorgänge
,,chemischer Differenzierung" von der überall gleichartigen
,,morphotischen Differenzierung" (der Bildung der ,,Mesenchym-
fibrille") völlig abtrennen^. Als einfachstes Beispiel von ,,Im-
prägnationsvorgängen" sei zuerst die Entstehung ,,koliagener"
und ,,elastischer Fibrillen" genannt. Diese Fibrillen sind im
mikroskopischen Präparat bei Anwendung geeigneter Färbungen
leicht zu unterscheiden: die erstere ist mit Säurefuchsin in wässe-
riger Lösung, die andere durch Besorzinfuchsin in alkoholisc.her
Lösung elektiv darstellbar. Es wurde bisher im allgemeinen an-
genommen — nur MALLORY scheint zu ähnlichen Gedanken ge-
kommen zu sein, wie sie hier auseinandergesetzt werden —, daß
die säurefuchsin-färbbare (,,kollagene") und die resorzinfuchsin-
färbbare (,,elastische") Fibrille als solche — vielleicht gar von
verschiedenen ,,Zellen", den ,,Kollagenoblasten" und ,,Elastino-
blasten" — differenziert werde. Nach meinen Untersuchungen
ist diese Meinung weder für die embryonale noch für die patho-
logische Fibrillenbildung berechtigt. Vielmehr tritt stets und
überall im Mesenchym als einziges ,,morphotisches Differenzie-
rungsprodukt" unter normalen und pathologischen Bedingungen
die überall gleichartige ,,Mesenchymfibrille" auf, die dann sekundär
die Eigenschaft annehmen kann, mit Säurefuchsin oder mit Re-
* Um die Wichtigkeit dieser — bisher nirgends klar ausgesprochenen —
Unterscheidung recht hervorzuheben, habe ich für die Bildung der Mesenchym-
fibrille und für die sich später an ihr (und am Mesenchymalplasma) vollziehen-
den Umwandlungen zwei verschiedene Ausdrücke vorgeschlagen. Ob die
hier gebrauchten Bezeichnungen der ,,morphotischen" und der ,,chemischen"
Differenzierung besonders zweckmäßig sind, ist mir selber zweifeihaft; denn
offenbar werden die beiden verschiedenartigen Prozesse, die hier so bezeichnet
werden, mit diesen Namen nur von verschiedenen Gesichtspunkten aus be-
trachtet, während man sie auch sehr wohl gemeinsam unter dem Gesichts-
punkte entweder morphologischer oder chemischer Umwandlungen erörtern
könnte.
 
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