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E. Moro:
Darmepithelien des Saugkalbs resp. des menschlichen Säug-
iings werden sofort p. m. in Frauenmolke, Kuhmoike und physio-
logischen Saiziösungen suspendiert. Von Zeit zu Zeit werden kleine
Prohen des Zeflmaterials auf ein Deckglas übertragen, gefärbt
und unter dem Mikroskop betrachtet. Ergeben sich zeitliche Unter-
schiede des Eintritts der Kernfärbung in den einzelnen Medien,
so darf nach dem Gesagten geschlossen werden, daß dort, wo die
Kernfärbung am frühesten und am distinktesten eintritt, die
Schädigung der Zellen am stärksten war. In Vorversuchen am
überlebenden Darmepithel des Meerschweinchens mit Neutralrot,
Methylenblau, Trypanblau, Methylgrün und Indigokarmin erwies
sich mir das Neutralrot (sowie Mischungen von Neutralrot und
Methylenblau) als der für diese Zwecke brauchbarste Farbstoff.
Zur Untersuchung bediente ich mich ausschließlich des Epithels
der oberen, dicht an das Duodenum angrenzenden Dünndarm-
abschnitte, und zwar wurden zur Beurteilung hauptsächlich (klei-
nere und größere) Zellverbände herangezogen.
Bei diesen von Herrn RETTiG ausgeführten Versuchen ließ
sichjedoch keinEinfluß derMedien (NaGI-Lsg, Kuhmolke, Frauen-
molke) auf die Lebensdauer der Darmepithelien von Rind und
Mensch konstatieren; denn die Kernfärbung trat in allen drei
Suspensionsflüssigkeiten ziemlich gleichzeitig auf. Indes ist zu
bemerken, daß die Methodik große Mängel zutage treten ließ.
Vor allem wurde eine scharfe Beobachtung des kritischen Ein-
tritts der Kernfärbung durch das allmähliche Absterben und durch
das ungleichmäßige Material der Zellen (leicht lädierbare Einzel-
zellen und resistentere Zellverbände) nahezu unmöglich gemacht.
Die Unsicherheit in der färberischen Beurteilung des Zell-
todes sowie auch der empfindliche Einfluß der physikalischen
Reaktion des Mediums auf den Effekt der Färbung veranlaßten
mich, schon vor geraumer Zeit einen anderen Weg einzuschlagen,
der auf relativ einfache Weise zum Ziel zu führen versprach: die
Methode der Zellatmung.
Auf das Darmepithel wurde das Verfahren noch niemals an-
gewendet. Ich konnte mich aber mit Herrn Dr. WARBURG, der
mich im Laboratorium der medizinischen Klinik in die Technik
einzuführen die Güte hatte, sehr bald davon überzeugen, daß sich
die Methodik auch für Untersuchungen an überlebenden Darm-
zellen vorzüglich eignet. Hauptsache ist, daß das zu prüfende
Zellenmaterial, wenn auch nicht gerade absolut bakterienfrei, so
E. Moro:
Darmepithelien des Saugkalbs resp. des menschlichen Säug-
iings werden sofort p. m. in Frauenmolke, Kuhmoike und physio-
logischen Saiziösungen suspendiert. Von Zeit zu Zeit werden kleine
Prohen des Zeflmaterials auf ein Deckglas übertragen, gefärbt
und unter dem Mikroskop betrachtet. Ergeben sich zeitliche Unter-
schiede des Eintritts der Kernfärbung in den einzelnen Medien,
so darf nach dem Gesagten geschlossen werden, daß dort, wo die
Kernfärbung am frühesten und am distinktesten eintritt, die
Schädigung der Zellen am stärksten war. In Vorversuchen am
überlebenden Darmepithel des Meerschweinchens mit Neutralrot,
Methylenblau, Trypanblau, Methylgrün und Indigokarmin erwies
sich mir das Neutralrot (sowie Mischungen von Neutralrot und
Methylenblau) als der für diese Zwecke brauchbarste Farbstoff.
Zur Untersuchung bediente ich mich ausschließlich des Epithels
der oberen, dicht an das Duodenum angrenzenden Dünndarm-
abschnitte, und zwar wurden zur Beurteilung hauptsächlich (klei-
nere und größere) Zellverbände herangezogen.
Bei diesen von Herrn RETTiG ausgeführten Versuchen ließ
sichjedoch keinEinfluß derMedien (NaGI-Lsg, Kuhmolke, Frauen-
molke) auf die Lebensdauer der Darmepithelien von Rind und
Mensch konstatieren; denn die Kernfärbung trat in allen drei
Suspensionsflüssigkeiten ziemlich gleichzeitig auf. Indes ist zu
bemerken, daß die Methodik große Mängel zutage treten ließ.
Vor allem wurde eine scharfe Beobachtung des kritischen Ein-
tritts der Kernfärbung durch das allmähliche Absterben und durch
das ungleichmäßige Material der Zellen (leicht lädierbare Einzel-
zellen und resistentere Zellverbände) nahezu unmöglich gemacht.
Die Unsicherheit in der färberischen Beurteilung des Zell-
todes sowie auch der empfindliche Einfluß der physikalischen
Reaktion des Mediums auf den Effekt der Färbung veranlaßten
mich, schon vor geraumer Zeit einen anderen Weg einzuschlagen,
der auf relativ einfache Weise zum Ziel zu führen versprach: die
Methode der Zellatmung.
Auf das Darmepithel wurde das Verfahren noch niemals an-
gewendet. Ich konnte mich aber mit Herrn Dr. WARBURG, der
mich im Laboratorium der medizinischen Klinik in die Technik
einzuführen die Güte hatte, sehr bald davon überzeugen, daß sich
die Methodik auch für Untersuchungen an überlebenden Darm-
zellen vorzüglich eignet. Hauptsache ist, daß das zu prüfende
Zellenmaterial, wenn auch nicht gerade absolut bakterienfrei, so