Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms. (B. 6) 5
sehe Station, wie ich sie schon früher vorgeschlagen habe, sehr
Ersprießliches leisten. Aber -—- so viele freundliche Worte der Zu-
stimmung mein Plan auch gefunden hat, eine Verwirklichung war
ihm bisher nicht beschieden und scheint unter den gegenwärtigen
Zeitverhältnissen in noch weitere Ferne gerückt denn je.
Trotz alledem halte ich die physische und biologische Erfor-
schung unserer Ströme noch von einem besonderen Gesichts-
punkte aus für ein wahrhaft dringendes Bedürfnis, dringender und
unaufschiebbarer selbst als die Erforschung der meisten Seen.
Es wird nicht mehr lange dauern, und wir besitzen in den Kultur-
ländern kaum noch einen größeren Fluß oder Strom, der noch
einigermaßen natürliches Gepräge darbietet. Überall sehen wir
seit langem den Menschen am Werk, die schweifenden Wasser zu
bändigen und in vorgeschriebene Bahnen zu zwängen; überall
werden die Ufer befestigt, Buchten und Altwasser von dem bele-
benden Strome getrennt und zur Verlandung gebracht, die Sümpfe
und Moore entwässert und in einförmiges Kulturland umgewandelt.
Dazu kommt die Bedrohung der Wasserfälle und Stromschnellen
durch Anlagen von Kraftwerken. Wie rücksichtslos man hier vor-
geht, zeigt die Vernichtung der einzigartigen Stromschnellen des
Rheins bei Laufenburg. Und zu all dem gesellt sich noch die fort-
schreitende Verunreinigung der fließenden Gewässer durch die
Abwässer von Städten und Industrien, die vielerorts bereits ganze
Flußstrecken ihrer natürlichen Tier- und Pflanzenwelt beraubt
und weithin verödet haben. Hier gilt es also, mit allen Kräften
zu retten, was noch zu retten ist, sollen uns nicht spätere Geschlech-
ter den Vorwurf machen, daß wir tatenlos zusahen, wie Unersetz-
liches vor unseren Augen der Vernichtung anheimfiel. —
In folgendem soll nun der Versuch gemacht werden, eine
biologische Charakteristik des Rheins zu geben und zwar in Ge-
stalt einer biogeographischen Gliederung des Stromes in seine
natürlichen Stromstrecken unter Hervorhebung der diesen eigen-
tümlichen Tier- und Pflanzenformationen sowohl im Wasser als
auch in dessen Umgebung. Wenn hierbei die Pflanzenwelt viel-
fach stärker berücksichtigt erscheint als die Tierwelt, so liegt dies
vor allem daran, daß der Charakter der einzelnen biologischen
Formationen durch die bodenständigen, vom Untergrund direkt
abhängigen und meist auch in geschlossenen Beständen auftreten-
den pflanzlichen Komponenten weit schärfer und augenfälliger
bestimmt wird, als durch die mehr zerstreute bewegliche Tier-
sehe Station, wie ich sie schon früher vorgeschlagen habe, sehr
Ersprießliches leisten. Aber -—- so viele freundliche Worte der Zu-
stimmung mein Plan auch gefunden hat, eine Verwirklichung war
ihm bisher nicht beschieden und scheint unter den gegenwärtigen
Zeitverhältnissen in noch weitere Ferne gerückt denn je.
Trotz alledem halte ich die physische und biologische Erfor-
schung unserer Ströme noch von einem besonderen Gesichts-
punkte aus für ein wahrhaft dringendes Bedürfnis, dringender und
unaufschiebbarer selbst als die Erforschung der meisten Seen.
Es wird nicht mehr lange dauern, und wir besitzen in den Kultur-
ländern kaum noch einen größeren Fluß oder Strom, der noch
einigermaßen natürliches Gepräge darbietet. Überall sehen wir
seit langem den Menschen am Werk, die schweifenden Wasser zu
bändigen und in vorgeschriebene Bahnen zu zwängen; überall
werden die Ufer befestigt, Buchten und Altwasser von dem bele-
benden Strome getrennt und zur Verlandung gebracht, die Sümpfe
und Moore entwässert und in einförmiges Kulturland umgewandelt.
Dazu kommt die Bedrohung der Wasserfälle und Stromschnellen
durch Anlagen von Kraftwerken. Wie rücksichtslos man hier vor-
geht, zeigt die Vernichtung der einzigartigen Stromschnellen des
Rheins bei Laufenburg. Und zu all dem gesellt sich noch die fort-
schreitende Verunreinigung der fließenden Gewässer durch die
Abwässer von Städten und Industrien, die vielerorts bereits ganze
Flußstrecken ihrer natürlichen Tier- und Pflanzenwelt beraubt
und weithin verödet haben. Hier gilt es also, mit allen Kräften
zu retten, was noch zu retten ist, sollen uns nicht spätere Geschlech-
ter den Vorwurf machen, daß wir tatenlos zusahen, wie Unersetz-
liches vor unseren Augen der Vernichtung anheimfiel. —
In folgendem soll nun der Versuch gemacht werden, eine
biologische Charakteristik des Rheins zu geben und zwar in Ge-
stalt einer biogeographischen Gliederung des Stromes in seine
natürlichen Stromstrecken unter Hervorhebung der diesen eigen-
tümlichen Tier- und Pflanzenformationen sowohl im Wasser als
auch in dessen Umgebung. Wenn hierbei die Pflanzenwelt viel-
fach stärker berücksichtigt erscheint als die Tierwelt, so liegt dies
vor allem daran, daß der Charakter der einzelnen biologischen
Formationen durch die bodenständigen, vom Untergrund direkt
abhängigen und meist auch in geschlossenen Beständen auftreten-
den pflanzlichen Komponenten weit schärfer und augenfälliger
bestimmt wird, als durch die mehr zerstreute bewegliche Tier-