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Lauterborn, Robert; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 6. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms: I. Teil — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34601#0032
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32 (B. 6)

ROBERT LAUTERBORN:

II. Der Bodensee und der Seerhein.
Morphologie.
Nach seinem Austritt aus den Alpen weitet sich der Rhein
zum Bodensee, dem großen Stau- und Klärbecken des Stromes.
Über die Entstehung desselben gehen die Ansichten der Geologen
noch weit auseinander. HEIM und FoREL sehen in dem Becken
eine ertrunkene Talstrecke des Rheins, die durch das Rücksinken
der hochaufgefalteten Alpen im Diluvium rückläufiges Gefälle und
damit Wannenform erhielt; PENCK betrachtet es als reines Glazial-
becken, das der vorstoßende Rheingletscher aushobelte. Nach den
neueren Untersuchungen ScHMiDLEs wäre dagegen die erste Anlage
des Seebeckens tektonisch bestimmt: es stellt einen diluvialen
Kesselbruch z. T. auch Grabenbruch dar, dessen weitere Aus-
gestaltung im wesentlichen ein Werk glazialer Erosion ist.
Der Bodensee zerfällt in zwei, durch den Seerhein verbundene
ungleiche Becken, den großen und tiefen Ober see und den kleineren
und seichteren Untersee. Die Gesamtlänge des Sees von Bregenz
bis zur Ausmündung des Rheins bei Stein mißt 76 km, die
größte Breite zwischen Friedrichshafen und Romanshorn 14 km.
Die Gesamtfläche beträgt 538,5 Quadratkilometer, wovon 475,5
auf den Obersee, 63 auf den Untersee entfallen, der Kubikinhalt
berechnet sich auf 48,5 Kubikkilometer.
Das Becken des Obersees ist fast nur in seinem östlichen
Teil durch Buchten und vorspringende flache Landzungen etwas
reicher gegliedert. Vom Einfluß des Rheins fällt der Seegrund
allmählich zur eigentlichen Tiefenwanne ab, deren Sohle etwa
200 m unter dem Seespiegel als fast völlig ebene Fläche sich ent-
lang der Seemitte weit nach Westen dehnt; die größte Tiefe beträgt
hier 252 m. Gegen den Ausfluß des Rheins im Konstanter Trichter
steigt der Seegrund mehr und mehr an, während der langgestreckte,
fjordartige Arm des Überlingersees noch Tiefen von fast 150 m auf-
weist. Der Boden des Sees besteht in den größeren Tiefen überall
aus graugelbem, zähem; kalkreichem Schlick, der teils den sedimen-
tierten feinsten Trübungen der Zuflüsse, vor allem des Rheins,
teils den Abscheidungen lakustrer Pflanzen und Tiere entstammt.
Entlang des Ufers zieht sich in wechselnder Breite eine seichte,
 
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