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Lauterborn, Robert; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 6. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms: I. Teil — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34601#0012
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12 (B. 6)

ROBERT LAUTERBORN:

Geschieben in Gestalt breiterer Schotterflächen, die der Fluß m
geteiltem Bett durchfließt, finden sich in allen Talbecken, am aus-
gedehntesten im unteren Abschnitt, besonders zwischen Tavanasa
und Ilanz. Die Zuflüsse der linken Seite sind alle nur sehr kurz,
wildbachartig; die der rechten Seite —- Medelser Rhein, Somvixer
Rhein, Valser Rhein oder Glenner, Rabiusa — meist beträchtlich
länger und vielfach verzweigt. Geologisch fällt die obere Tal-
strecke bis gegen Truns vorherrschend in das Gebiet der krystal-
linen Schiefer, von hier bis Ilanz folgt Verrukano; zwischen Ilanz
und Reichenau durchbricht der Fluß in schluchtartig engem Tal
die ungeheuren Schutt- und Trümmermassen des Flimser Berg-
sturzes. Die Wasserführung wechselt außerordentlich: sie ist am
größten im Juni—Juli, wo die Gletscher und Firnfelder am stärk-
sten abschmelzen, am kleinsten im Januar—Februar. Die geringste
Wassermenge betrug nach Messungen bei Reichenau etwa 12 cbm
in der Sekunde, die größte TI50 cbm, also der hundertfache Betrag
des Minimums.
Der Hinterrhein nimmt seinen Ursprung in dem gewaltigen
Firngebiet des Adula-Massives als Abfluß des Paradies-Gletschers
in 2216 m Höhe; seine Länge bis zur Vereinigung mit dem Vorder-
rhein beträgt 61 km. Sein Tal ist anfangs ein ostwärts gerichtetes
Längstal, das mit Aufnahme des Averser Rheins in ein Quertal
übergeht und in direkter Verlängerung des Seitenflusses nach
Norden zieht. Der Stufenbau des Tales ist weit schärfer ausgeprägt
als am Vorderrhein: wir haben hier die drei großen Talbecken des
Rheinwald, Schams und Domleschg, deren trennende Querriegel
der Rhein in den tiefen und wilden Erosionsschluchten der Rofna
und Via mala brausend und schäumend durchbricht. Diese Durch-
brüche sind unabhängig vom geologischen Untergrund: das Quell-
gebiet liegt im Adulagneis, weiter abwärts steht Bündner Schiefer
an, bei Splügen folgen Dolomite und Kalkgesteine, die Enge der
Rofna besteht aus grünlichem Rofnaporphyr, der sich noch eine
Strecke weit in das Schamser Becken hinein fortsetzt; hier wird
er wieder von Bündnerschiefer abgelöst, der auch die Steilwände
der Via mala-Schlncht bildet und die Talflanken des Domleschg
aufbaut. Die gesamte Fallhöhe des Hinterrheins vom Paradies-
Gletscher bis Reichenau beträgt rund 1600 m, was ein mittleres
Gefälle von etwa 25°/„o ergibt. Die Talbecken, in denen das Ge-
fälle beträchtlich abnimmt, sind von Geschieben erfüllt, die im
Schamser Becken deutliche Terassen bilden; im Domleschg strömt
 
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