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Lauterborn, Robert; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 6. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms: I. Teil — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34601#0020
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20 (B. 6)

ROBERT LAUTERBORN:

Biogeographische Charakteristik des Quellrheins.
Der Lauf des Quellrheins gehört mit einer Fallhöhe von über
1700 m mehreren klimatisch, physisch und biologisch verschiede-
nen Höhenstufen an, der alpinen (von den Quellen bis etwa 2100 m),
der subalpinen bis 1500 m und der montanen (bis 700 m). Im
Wasser treten, wie wir gesehen haben, diese Höhenunterschiede
biologisch weniger in Erscheinung, desto mehr auf dem Lande: keine
Stromstrecke des Rheins zeigt nach dieser Richtung hin solchen
Wechsel im Gesamtcharakter der Tier- und Pflanzenwelt wie der
Quellrhein. Das soll wenigstens in kurzen Zügen dargestellt werden.
In den Hochtälern des Quellgebietes begleiten Felsen und
Trümmerhalden, braune Rasenmoore, blockbesäte kurzgrasige
Alpenmatten, durchwirkt von der Blütenpracht der Gentianen,
Saxifragen, Ranunkeln, Steinnelken, weiter zwerghaftes Gesträuche
kriechender Weiden, Azaleen, Rauschbeeren und Vaccinien den
jungen Rhein; Gebüsche von Alpenrosen (T?Aada&77dra77 /errn-
gzAenm), Legföhren (Pmn^ 777a72%a7m und Grünerlen
(A^m.? schließen sich an. In diesen Regionen leben von
Säugetieren Gemse, Murmeltier, Schneehase und Schneemaus
(Affcrafn^ von Vögeln A<yni7% TMgapM.y
Caccu&A Garens cara^r, P?/7'rAacaru^ pyn'Aacam^, P.
g7'%CM^n.$, Tfan^/rzAgiAn 7Ac%hk, Acce%ün' caHarzk, A7AAM3 ^püza-
/eMu, TAAadra777n 777M7'U7'm; auch das Birkwild zieht bis hier herauf.
Der Lämmergeier (Gypa^a.? &%7'&aüM$) ist ausgestorben, horstete
aber mindestens noch um das Jahr 1884 in den einsamen Seiten-
tälern des Valser Rheins.
Von etwa 2000 m Höhe abwärts beginnen die Wälder, an-
fangs lückig, krüppelhaft, bald aber immer mehr erstarkend und
sich zusammenschließend: zunächst die Arve (Pmu^ ceTTZ&m),
Lärche, dann vor allem die Fichte, die untermischt mit Tannen,
Eiben, weiter abwärts auch mit Laubhölzern wie Acer p^enda-
pAz%%7m$, Aar^n^ ancnpaWu weithin die Hänge in dichten Bestän-
den überzieht, in deren Schatten der Rhein und seine Nebenflüsse
zu Tal rauschen. In diesen düsteren Nadelwäldern, deren Boden
schwellende Moospolster, Flechten und hohes Vaccinien-Gesträuch
bedecken, hielt sich neben dem Luchs auch der Bär bis über die
Mitte des 19. Jahrhunderts. Noch 1865 war er Standwild in den
wilden felsigen Schluchten des Valser Rheins bei Zevreila, 1881
fiel der letzte seines Geschlechtes im Gebiet des Vorderrheins im
 
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