Metadaten

Lauterborn, Robert; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 6. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms: I. Teil — Heidelberg, 1916

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34601#0023
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms.

(B. 6) 2

So strömt der Rhein jetzt auf weite Strecken zwischen hohen
steinbedeckten Dämmen in einem 120—200 m breiten geschlossenen
Bette dahin. Die Gesamtfallhöhe von Reichenau (600 m) bis zum
Bodensee (400 m) beträgt auf der 94 km langen Laufstrecke 200 m,
was einem mittleren Gefälle von etwa 2°/oo entspricht; nahe dem
See geht es sogar auf 0,6—0,8°/oo herab. Die Wasserführung bei
der Mündung in den Bodensee bemißt sich im Mittel auf 130 Sekun-
denkubikmeter; bei Niederwasser sinkt sie auf 30—50, bei starkem
Hochwasser schwillt sie bis auf 2200 cbm an. Die tiefsten Stände
zeigt der Rhein im Februar, die höchsten im Juni-Juli.
Die Geschiebeführung des Rheins ist eine sehr beträcht-
liche. Bei Hochwasser hört man die Geschiebe — bei der Land-
quartmündung durchschnittlich 5 kg schwer, unterhalb Sargans
noch laust- bis kopfgroß —am Grunde des dunklen Wassers dumpf
dahinkollern. Bei Mittel- und Niederwasser füllt der Fluß sein
künstliches Bett nie völlig aus: allenthalben treten langgestreckte
Schotterbänke zutage, die nach jeder stärkeren Anschwellung
Gestalt und Lage ändern. Zwischen den glatten Geschieben
lagert dunkler Sand, an stilleren Stellen auch grauschwarzer
Schlick, dessen Färbung durch die Trübe der Nolla bedingt wird.
Bei Föhn werden diese feinsten Bestandteile aus den trockenen
Schotterbänken ausgeblasen und als mächtige Staubwolken weit-
hin über die Ufer verweht.
Seine Hauptnebenflüsse empfängt der Rhein auf der rechten
Seite: Plessur, Landquart und 111, die alle ausgedehnte Schutt-
kegel gegen den Rhein vorgeschoben haben; links kommt nur die
Tamina in Betracht. Die drei letztgenannten erzwingen ihren
Austritt aus dem Gebirge in das übertiefte Rheintal durch tief
eingeschnittene Erosionsschluchten, die an der Tamina ihre
schönste Ausbildung finden. Neben diesen reißenden Gebirgs-
wassern münden in den Rhein noch eine Anzahl von Gießen,
deren Quellen in den Schotterflächen der Ebene entspringen;
besonders reich an ihnen ist die Gegend zwischen Sargans und dem
Kummenberg. Diese Gießen erreichen öfter eine Länge von 5 und
mehr Kilometern, die Breite beträgt meist mehrere Meter; tiefe
Kolke mit sandigem Grunde wechseln mit seichteren Geröllstrecken.
Ihr Wasser ist stets klar, blaugrün; seine Temperatur schwankt im
Laufe des Jahres nur zwischen etwa 7—12° C.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften