Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms. (B. 6) 33
meist etwa 2—4 m tiefe ebene Bank bin, iiier Wysse genannt,
einer Brandungsterrasse, teilweise bedeckt mit Gerollen, welche
die Wellen vom Ufer abspülten. Die Wysse und ihr Steilabfall
zum Seegrund, die Halde, sind die Stätten, wo sich das organi-
sche Leben des Sees nach Art- und Individuenzahl am reichsten
entfaltet. Im Überlinger See sowie in der Gegend von Meersburg,
wo Berge hart an den See treten, fallen deren Felswände stellen-
weise fast senkrecht in Tiefen von über 100 m ab.
Der Untersee ist durch die Insel Reichenau sowie durch
mehrere Landzungen reicher gegliedert. Der Hauptarm gegen
Stein zu, der den Rhein ableitet, erreicht Tiefen von 45 m; die
Bucht des Zeller Sees sinkt bis zu 25 m, der Gnadensee bis zu 22 m
ab, doch sind beide meist viel seichter.
Das Wasser des Bodensees ist dunkelgrün, sehr rein, reich an
gelöstem GaCOg (0,08 g im Liter) und meist recht klar: die Sicht-
barkeitsgrenze der SECCHischen Scheibe liegt im Sommer bei
4,5 m, im Winter bei 6,6 m; die chemisch wirksamen Strahlen
dringen im Sommer 30 m, im Winter gegen 50 m in die Tiefe. Die
mittlere Jahrestemperatur des Obersees beträgt in der Seemitte'
11,3° C; die tiefste Temperatur zeigt der Februar mit 4° C,
die wärmste der Juli-August mit etwa 18—20° C; die herbstliche
Abkühlung erfolgt nur sehr langsam. Der seichte Untersee ist vom
Frühling bis zum Herbst wärmer, im Winter kühler als der Ober-
see; er überzieht sich auch fast jedes Jahr mit einer Eisdecke, was
am Obersee nur ganz ausnahmsweise der Fall ist. Die vertikale
Temperaturschichtung ist gut ausgeprägt: die Sprungschicht liegt
bei etwa 15—20 m Tiefe; unter 80 m beträgt die Temperatur zu
allen Jahreszeiten 4° C, im Februar zeigt die ganze Wassermasse
des Sees diese Temperatur.
Biologie.
Die drei großen natürlichen Lebensbezirke eines jeden Sees:
das freie Wasser, die Ufer und die Tiefe zeigen auch im Boden-
see eine sehr charakteristische Entwicklung ihrer Tier- und Pflan-
zenwelt, die in folgendem kurz geschildert werden soll.
1. Das freie Wasser : Plankton. — Das Plankton des
Obersees ist fern von den Ufern und Buchten verhältnismäßig
arm. Von Diatomeen sind besonders die Cyclotellen mit L'ycku
U. U. me/osiroides gut entwickelt, weiter
Sitzungsberichte d. Heideib. Akad., math.-nat. Ki. B. 1916. 6. Abh.
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meist etwa 2—4 m tiefe ebene Bank bin, iiier Wysse genannt,
einer Brandungsterrasse, teilweise bedeckt mit Gerollen, welche
die Wellen vom Ufer abspülten. Die Wysse und ihr Steilabfall
zum Seegrund, die Halde, sind die Stätten, wo sich das organi-
sche Leben des Sees nach Art- und Individuenzahl am reichsten
entfaltet. Im Überlinger See sowie in der Gegend von Meersburg,
wo Berge hart an den See treten, fallen deren Felswände stellen-
weise fast senkrecht in Tiefen von über 100 m ab.
Der Untersee ist durch die Insel Reichenau sowie durch
mehrere Landzungen reicher gegliedert. Der Hauptarm gegen
Stein zu, der den Rhein ableitet, erreicht Tiefen von 45 m; die
Bucht des Zeller Sees sinkt bis zu 25 m, der Gnadensee bis zu 22 m
ab, doch sind beide meist viel seichter.
Das Wasser des Bodensees ist dunkelgrün, sehr rein, reich an
gelöstem GaCOg (0,08 g im Liter) und meist recht klar: die Sicht-
barkeitsgrenze der SECCHischen Scheibe liegt im Sommer bei
4,5 m, im Winter bei 6,6 m; die chemisch wirksamen Strahlen
dringen im Sommer 30 m, im Winter gegen 50 m in die Tiefe. Die
mittlere Jahrestemperatur des Obersees beträgt in der Seemitte'
11,3° C; die tiefste Temperatur zeigt der Februar mit 4° C,
die wärmste der Juli-August mit etwa 18—20° C; die herbstliche
Abkühlung erfolgt nur sehr langsam. Der seichte Untersee ist vom
Frühling bis zum Herbst wärmer, im Winter kühler als der Ober-
see; er überzieht sich auch fast jedes Jahr mit einer Eisdecke, was
am Obersee nur ganz ausnahmsweise der Fall ist. Die vertikale
Temperaturschichtung ist gut ausgeprägt: die Sprungschicht liegt
bei etwa 15—20 m Tiefe; unter 80 m beträgt die Temperatur zu
allen Jahreszeiten 4° C, im Februar zeigt die ganze Wassermasse
des Sees diese Temperatur.
Biologie.
Die drei großen natürlichen Lebensbezirke eines jeden Sees:
das freie Wasser, die Ufer und die Tiefe zeigen auch im Boden-
see eine sehr charakteristische Entwicklung ihrer Tier- und Pflan-
zenwelt, die in folgendem kurz geschildert werden soll.
1. Das freie Wasser : Plankton. — Das Plankton des
Obersees ist fern von den Ufern und Buchten verhältnismäßig
arm. Von Diatomeen sind besonders die Cyclotellen mit L'ycku
U. U. me/osiroides gut entwickelt, weiter
Sitzungsberichte d. Heideib. Akad., math.-nat. Ki. B. 1916. 6. Abh.
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