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Weizsäcker, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 2. Abhandlung): Über die Energetik der Muskeln und insbesondere des Herzmuskels sowie ihre Beziehung zur Pathologie des Herzens — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34625#0012
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12 (B. 2)

V. VON WEIZSÄCKER:

rend ändert, und zwar durch eben jene Bedingungen. Eben dieses
Verhalten des Herzens ist es ja, was wir Akkomodation nennen.
Es muß genügen, diese Tatsachen in ihrer eigenen Bedeutung
festzustellen. Zu jeder mechanischen Bedingung gehört eine be-
stimmte dynamische Form der Tätigkeit, zu jeder Form der Tätig-
keit eine bestimmte Größe des Energieverbrauches und ein be-
stimmtes Verhältnis der geleisteten Arbeit zu diesem Energie-
verbrauch. Es ist leicht zu zeigen, daß der Energieverbrauch für
eine einzelne Kontraktion eine obere und eine untere Grenze hat,
über die hinaus eine Beeinflussung durch mechanische Bedingun-
gen nicht mehr möglich ist. Die Wirkungsgrade der Maschine
liegen zwischen Null und einem nicht zu überbietenden Maximal-
wert, der ungefähr 30—40% der Gesamtenergie betragen dürfte.
Uber die Frage, ob andere Einflüsse, z. B. der Temperatur, des
Chemismus, des physikalisch-chemischen Zustandes den Gesamt-
verbrauch sowie den Wirkungsgrad in der einen oder anderen Rich-
tung beeinflussen zu vermögen, ist alsbald zu sprechen.
Es sind wohl überwiegend technische Gründe, daß sich die
bisherige Erforschung des Gebietes fast nur mit der Leistung der
einmaligen -— einfachen oder tetanischen — Zusammenziehung
befaßt, während das, was im Organismus ausschlaggebend ist, die
Leistung in der Zeiteinheit, nach der Sprache der Physik also der
Effekt, wenig erforscht bleibt. Die Einzelzuckung gibt über diese
allgemeine Leistungsfähigkeit eines Muskels überhaupt keinen
Aufschluß. Jede Zuckung hinterläßt zunächst eine unter Umstän-
den beträchtliche Herabsetzung der Fähigkeit zur Zusammen-
ziehung, was man noch besser vielleicht so ausdrückt: jede Zuckung
bedarf zu ihrem Zustandekommen einer Vorbereitungszeit. Von
ENGELMANN ausgehende Untersuchungen (BoRNSTEm) lassen,
obwohl sie leider nicht fortgeführt wurden, doch schon erkennen,
daß die sog. Restitutionszeit des Muskels von gewissen chemischen
und physikalisch-chemischen Bedingungen in charakteristischer
Weise abhängt. Die auf die Einzelzuckungen und die auf die
Minutenleistung gerichtete Untersuchung dürften in vieler Be-
ziehung erheblich voneinander abweichende Bilder von der Ener-
getik des Muskels ergeben. Ein erster Überblick über diese Verhält-
nisse konnte gewonnen werden durch Untersuchung des Gesamt-
stoffwechsels bei verschiedenen Schlagfrequenzen. Das Ergebni-
dieser Untersuchung beweist, daß die durch eine Erregung des
Herzens zum Umsatz gebrachte Energiemenge äußerst verschies
 
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