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Weizsäcker, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 2. Abhandlung): Über die Energetik der Muskeln und insbesondere des Herzmuskels sowie ihre Beziehung zur Pathologie des Herzens — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34625#0013
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Über die Energetik der Muskeln. (B. 2) 13
den sein kann und innerhalb weiter Grenzen eine Funktion der
Schlagfrequenz ist. Sobald wir uns am Froschherzen nämlich den
physiologisch vorkommenden Schlagfrequenzen nähern (etwa von
40 pro Minute aufwärts bei Zimmertemperatur), wird die pro
Herzkontraktion umgesetzte Energiemenge (gemessen am Sauer-
stoffverbrauch) um so kleiner, je größer die Frequenz ist, derart,
daß der Gesamtverbrauch sich trotz steigender Schlagfrequenz
nur wenig ändert. Es tritt somit eine relative Unabhängigkeit des
Stoffverbrauches von der Zahl der Kontraktionen ein. Genau
dasselbe aber gilt von der dabei geleisteten Arbeit. Die pro Kon-
traktion verbrauchte Sauerstoffmenge finde idU" so z. B. bei
Frequenz 15 = 0.133 cbmm, dabei Wirkungsgrad = 10%
Frequenz 30 = 0.113 cbmm, dabei Wirkungsgrad = 12%
Der Verbrauch pro Kontraktion hat sich hier also wenig geändert.
Bei höheren Frequenzen dagegen fand ich z. B. bei
Frequenz 40 = 0.191 cbmm, dabei Wirkungsgrad = 14%
Frequenz 60 = 0.139 cbmm, dabei Wirkungsgrad =16%
Frequenz 80 = 0.098 cbmm, dabei Wirkungsgrad = 13%.
Mit der Frequenzsteigerung auf das Doppelte fällt der Sauerstoff-
verbrauch pro Kontraktion auf die Hälfte. Bei allen Versuchen
aber änderte sich der Wirkungsgrad trotz verschiedenster Fre-
quenzen nur wenig. Welche Energiemengen durch einen Einzel-
reiz zur Umsetzung kommen, hängt darnach durchaus davon ab,
wie lange die Herzpause dauert. Dieser Befund steht in bester
Übereinstimmung mit myothermischen Beobachtungen von
ScHENCK und BRADT an Doppelzuckungen des Skeletmuskels.
Auch hier war der thermische Effekt um so geringer, je geringer
der mechanische Effekt der aufgesetzten Zuckung war. Es wäre
von erheblichem Interesse durch Versuche zu entscheiden, ob
neben der Dauer der Herzpause auch die Größe der Kontraktions-
arbeit von Einfluß auf die Geschwindigkeit ist, mit welcher die
Kontraktilität und die Fähigkeit der Zersetzung sich wiederher-
stellen, ob somit die Restitution nicht nur eine Funktion der Zeit
sondern auch eine Funktion der Belastung ist.
Alles weist darauf hin, daß der Sauerstoffverbrauch des
Froschherzens sich streng nach der mechanischen Leistung richtet.
Eine Proportionalität zwischen Arbeitsfähigkeit und
Gesamtenergieverbrauch ist durch die Beobachtung bei ver-
schiedener Herzfrequenz meines Erachtens nahegelegt, aber nicht
 
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