Metadaten

Weizsäcker, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 2. Abhandlung): Über die Energetik der Muskeln und insbesondere des Herzmuskels sowie ihre Beziehung zur Pathologie des Herzens — Heidelberg, 1917

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34625#0014
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
14 (B. 2)

Y. VON WEIZSÄCKER:

erwiesen. Sie wäre von allgemeinen Gesichtspunkten aus gewiß
die wahrscheinlichste Annahme; ohne besondere chemische oder
thermische Einflüsse ist nicht einzusehen, warum rein mecha-
nische Ursachen eine fundamentale Eigenschaft wie den maximalen
Wirkungsgrad sollten verändern können. Der Beweis dieser Hypo-
these ist so sehr erschwert durch die Schwierigkeit, die optimalen
mechanischen Bedingungen für die Gewinnung maximaler Arbeit mit
Sicherheit zu treffen. Und jede Variation dieser Bedingungen variiert
überdies zugleich den Gesamtumsatz, wie früher ausgeführt wurde.
Die Annahme einer Proportionalität zwischen Gesamtum-
satz und Arbeitsfähigkeit des Muskels würde den früher er-
wähnten thermodynamischen Regeln nicht widersprechen, son-
dern diese einschließen, ja in gewisser Weise erklären. Es ist
keineswegs ausgeschlossen, daß am Leitfaden dieser Hypothese
einer Konstanz des Wirkungsgrades sich eine einheitliche Ablei-
tung aller der besonderen Beobachtungen einmal ermöglichen
läßt. Doch ist zu fordern, daß dieser Grundsatz nicht nur an Ein-
zelzuckungen sondern auch an Dauerleistungen, an stationären
Tätigkeitszuständen geprüft und erwiesen werde. Immerhin darf
behauptet werden, daß auch die Untersuchung der Einzelzuckung
durch myothermische Versuche ein im großen und ganzen zutref-
fendes Bild der Gesamtenergetik, wie sie nur beim langdauernden
Versuch ermittelt werden kann, ergeben hat. Dies muß als ein
Hauptresultat der bisher möglichen Vergleiche bezeichnet werden.
Anhangsweise ist noch die Frage aufzuwerfen, in welchem
Umfange Nebenprozesse im Muskel ablaufen, welche mit der
arbeitenden Maschine nichts Unmittelbares zu tun haben. Fielen
sie energetisch ins Gewicht, so müßte bei Wärme- und Sauerstoff-
messungen ein entsprechender Abzug vom Gesamtumsatz vor-
genommen werden, da sonst die Berechnung des eigentlichen Wir-
kungsgrades falsche und zwar zu niedrige Werte ergäbe. Die in
erster Linie zu nennende Frage des Grundumsatzes oder Ruhe-
stoffwechsels ist dahin zu beantworten, daß 4 bis höchstens 10% des
Tätigkeitsverbrauches in anhaltender Ruhe noch nachweisbar sind.
An zweiter Stelle ist in Betracht zu ziehen, oh ein besonderer energie-
zehrender Erregungsvorgang stattfindet. Zuerst haben v. IvRiESund
METZNER.9 untersucht, ob unterschwellige elektrische Reize Wärme-
tönungen im Muskel bewirken. Sie konnten diese Annahme ab-
lehnen. In eigenen^ Versuchen über Extrasystolen fand ich
sodann, daß am Herzen bei vorhandener Erregung, aber fast oder
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften