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Weizsäcker, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 2. Abhandlung): Über die Energetik der Muskeln und insbesondere des Herzmuskels sowie ihre Beziehung zur Pathologie des Herzens — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34625#0035
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Über die Energetik der Muskeln.

(B. 2) 35

untersucht worden (vgl. Anhang). Im allgemeinen fanden sich
parallele Herabsetzung von Leistung und Sauerstoffverbrauch,
sowie parallele Herabsetzung von Leistung und Wärmebildung (bei
Quellung in hypotonischer Lösung), Befunde, die dem bisherigen
in energetischer Beziehung nichts prinzipiell neues hinzufügen
können.
Am Skeletmuskel habe ich, wie oben schon angedeutet wurde,
ziemlich flüchtige, aber zum Teil sehr stark steigernde Wirkungen
des Äthylalkohols gesehen. Die Zuckungswärme konnte auf das
doppelte, die Zuckungshöhe gleichfalls sehr deutlich steigen, und
zwar sowohl während der Alkohol in die Zellen eindringt, als auch
während er die Zellen verläßt, also gleich nach dem Zurückbrin-
gen in alkoholfreie Lösung. Es handelt sich somit hier wohl um
Wirkungen, die an die Bewegung des Alkohols durch die Zellober-
fläche gebunden sind. Die an sich unwahrscheinliche aber bisher
nicht sicher ausgeschlossene Möglichkeit, daß kürzeste Tetani hier
im Spiele sind, bedürfte weiterer Nachprüfung.

5. Bemerkung zur Theorie der Kontraktion.
Auf die Folgerungen, welche sich, wie ich glaube, für die
Theorie der Muskelmaschine aus den besprochenen Untersuchun-
gen ergeben, bin ich an anderer Stelle^ näher eingegangen. Hier
möge daher nur das zusammenfassende Ergebnis wiederholt wer-
den. Es betrifft einmal die Stellung des Oxydationsvorganges.
In dieser Frage neigt sich die Entscheidung zugunsten der HER-
MANNschen Theorie, welche die Oxydation als Vorgang der Resti-
tution angesehen wissen will. Die völlige Gleichheit der initialen
Wärmebildung mit und ohne Sauerstoff wäre ein sehr sonderbarer
Zufall, wenn dieser Wärmebildung zwei chemisch gänzlich ver-
schiedene Vorgänge zugrunde lägen. Dazu kommen die Beobach-
tungen, welche ein Nachfolgen der Verbrennung nach der Zusam-
menziehung wahrscheinlich machen. Es scheint mir nicht unwahr-
scheinlich, daß bei einer fortlaufenden Folge von Kontraktionen
wie beim Herzen sich die Oxydationen gar nicht als rhythmisch
an- und abschwellender, sondern als gleichmäßig fortlaufender
Vorgang darstellen. Als zweites Ergebnis nenne ich die in dem
Ausdruck ,,Zweimaschinentheorie" von mir zusammen-
gefaßte Vorstellung, wonach die Muskelmaschine eine Verkoppe-
lung von zwei Maschinen darstellt, etwa so, wie eine Dampf-
 
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