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Weizsäcker, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 2. Abhandlung): Über die Energetik der Muskeln und insbesondere des Herzmuskels sowie ihre Beziehung zur Pathologie des Herzens — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34625#0006
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6 (B. 2)

V. VON WEIZSÄCKER:

A, Physiologie.
1. Der Einfluß der Zufuhr.
Im allgemeinen gilt auch heim tätigen Herzen der Grundsatz,
daß für den Verbrauch an Energieträgern, d. h. hauptsächlich an
Sauerstoff und Zucker, nicht das Angebot maßgebend ist, sondern
der Bedarf. Mit dieser Ausdrucksweise werden eigentlich zwei
Fragen berührt. Einmal läßt sich zeigen, daß hei reichlicher Zufuhr
in der Regel nicht alles verbraucht wird, was zugeführt wird; das
Blut verläßt das Herz mit einem Überschuß an Nährsubstanzen.
Zweitens erhebt sich aber die Frage, ob die Konzentration der zu-
geführten Substanz den Verbrauch bestimmt oder wenigstens
beeinflußt. Wenn nicht, so sagt man, allein der Bedarf, nicht das
Angebot bestimme den Verbrauch.
Die hierauf gerichteten Untersuchungen ergeben, daß das
Angebot an Sauerstoff den Verbrauch sicher nicht bestimmt;
das ist nach allem, was wir an Muskelphysiologie längst wissen,
fast eine Selbstverständlichkeit; je mehr ein Muskel zur Tätigkeit
gereizt wird, um so größer ist sein Gesamtverbrauch. So bleibt
nur die Möglichkeit, daß der Partialdruck des Sauerstoffs den
Verbrauch mitbestimmt. Dies dürfte nun insofern der Fall sein,
als die Versorgungsbedingungen nicht für alle Zellen oder Zellteile
gleich gute sind, so daß in Fällen stärkeren Verbrauches der Sauer-
stoff nicht alle Teile gleichmäßig erreicht, auf dem Weg vom Blut
zu den ferneren Zellteilen gleichsam unterwegs verzehrt wird.
Diese Annahme gründet sich darauf, daß diejenigen, welche iso-
lierte Zellen oder sehr leicht zu ernährende Organe (wie das Frosch-
herz) untersucht haben, keine oder nur eine kleine Abhängigkeit
des Sauerstoffverbrauches vom Partialdruck fanden^. Unter-
sucher des Skelet-muskels (VERNON) oder Herzens am Warmblüter
dagegen fanden solche Abhängigkeit, vermutlich nur darum, weil
das Diffusionsgefälle vom Blut nach den Zellen nicht groß ge-
nug war, um alle Teile gleichmäßig zu versorgen. Es wird nicht
immer genug beachtet, daß der Partialdruck im Plasma bei zm
nehmender Dissoziation des Haemoglobins rapide sinkt, beson-
ders allerdings bei den niedrigeren Temperaturen. So sinkt z. B.
bei 16 o G der Partialdruck des Sauerstoffs von 150 auf nur 2 mm
Hg, wenn 10% des Sauerstoffs verbraucht sind.
 
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