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Weizsäcker, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 2. Abhandlung): Über die Energetik der Muskeln und insbesondere des Herzmuskels sowie ihre Beziehung zur Pathologie des Herzens — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34625#0007
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Über die Energetik der Muskeln.

(B.2) 7

Die Lösung der Frage muß also so lauten: Bei günstigen Ver-
sorgungsbedingungen der Zellen ist der Druck des Sauerstoffs ohne
Einfluß auf den Verbrauch, d. h. auf den Umfang der Oxydation.
Auf indirekte Weise kann sich jedoch eine Abhängigkeit zwischen
Sauerstoffdruck und Verbrauch dann geltend machen, wenn die
Versorgung einzelner Zellen leidet. Bemerkenswert bleibt dabei,
daß auch bei äußerst niedrigem Partialdruck die Verbrennungen
in ganz normaler Weise sich abspielen, ja sogar, daß dies möglicher-
weise die Regel ist. Immer wird ja der Sauerstoffdruck in den
Zellen noch viel niedriger liegen müssen als im arteriellen Blut.
Etwas komplizierter liegen noch die Verhältnisse für den
Zuckerverbrauch. Denn der in der Nährlösung zugeführte
Zucker tritt in Konkurrenz mit dem in der Zelle selbst verfügbaren
Glykogenzucker, und überdies mit den gleichfalls als Energie-
spender heranzuziehenden Fett- und Eiweißkörpern. Der Ver-
brauch des Nährzuckers hängt vom Ausfall dieses Konkurrenz-
kampfes ab und Änderungen des Zuckerverbrauchs in der Nähr-
lösung ergeben kein Bild der Intensität des Stoffwechsels und
Zuckerstoffwechsels überhaupt^. Wir sind deshalb darauf ange-
wiesen, den Gesamtstoffwechsel an Hand des Sauerstoffverhrauches
abzuschätzen und bei verschiedenen Zuckerkonzentrationen zu
vergleichen. Nach den bisher hierüber vorliegenden Versuchen
kann auch beim Zucker keine Rede davon sein, daß seine Kon-
zentration von wesentlichem Einfluß auf die Oxydationsgeschwin-
digkeit des Herzens ist.
In der Hälfte meiner Versuche (Anhang, Tabelle 1) fanden
sich ganz geringe Steigerungen des Sauerstoffverbrauches. Trotz
einer wahren Überschwemmung der Zelle mit Dextrose war diese
Erhöhung nur in einem Fall bedeutend (60% Steigerung), in allen
anderen Versuchen aber war sie sehr unerheblich oder sie fehlte
ganz.
Weder die Konzentration des Sauerstoffs noch die
des Zuckers in der Umgebung der tätigen Muskel-
zellen vermag die Reaktionsgeschwindigkeit der Ver-
brennungen maßgebend zu beeinflussen. Obwohl es keinen
ausdrücklichen Hinweises bedarf, daß Zellen sich nicht verhalten
wie irgend welche in Lösung in Reaktion tretende Substanzen, so
ist es doch berechtigt, die fast absolute Unabhängigkeit des intra-
zellularen Chemismus von den allgemeinen Regeln der Reaktions-
 
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