Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 5. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms: Zweiter Teil — Heidelberg, 1917

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34628#0003
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
IV. Der Oberrhein.

Morphologie.
In scharfem Knie biegt der Rhein bei Basel nach Norden um
und tritt als Oberrhein in eine Tiefebene, die von steil abfallen-
den Gebirgszügen begrenzt, sich als etwa 30 km breiter Graben
rund 300 km weit bis zu den Rebenhügeln des Rheingaus erstreckt.
Die Entstehung dieser Senke geht bis in das ältere Tertiär
zurück. Damals lag hier eine von Jurakalk bedeckte flachgewölbte
Landmasse, welche das Gebiet der heutigen Vogesen und Hardt
einerseits, Schwarzwald und Odenwald anderseits überspannte.
Im Oligozän brach entlang eines von SSW nach NNO streichenden
Spaltensystems der Scheitelbogen dieses Gewölbes ein und sank,
in einzelne Schollen zertrümmert, staffelförmig in die Tiefe,
so tief, daß schließlich das Meer von Westen und Süden her
eindrang und die Senke weithin nach Norden überflutete. Im
ferneren Verlauf des Oligozäns schrumpfte der Meeresarm immer
mehr zu einer Bucht zusammen, die durch zuströmende Flüsse
allmählich in ein Brackwasserbecken verwandelt und schließlich
ganz ausgesüßt wurde; im Aliozän scheint das ganze Gebiet
wieder landfest gewesen zu sein. Die dauernde Herrschaft des
Süßwassers brachte das Pliozän. Hier finden sich neben größeren
Seen im Norden des Gebietes, im Mainzer Becken, auch mächtige
Ablagerungen von Sanden und Gerollen, die Eppelsheimer Sande,
die von einem starken Flusse aufgeschüttet wurden, dessen
Lauf an der Hand charakteristischer Leitgeschiebe, der Kiesel-
oolith-Schotter, von hier aus über die Rumpf fläche des Rheinischen
Schiefergebirges in der Richtung des heutigen Mittel- und Nieder-
rheins gegen die Nordsee zu verfolgen ist. Wo dieser pliozäne
Urrhein seinen Anfang nahm, ist noch ungewiß: man ist versucht,
an den Neckar als Oberlauf zu denken, der zweifellos älter ist als
der Oberrhein. Im Süden des Gebietes erfolgte die Entwässerung
nach der Rhone hin; es wäre von hohem Interesse festzustellen,
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften