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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 5. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms: Zweiter Teil — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34628#0060
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60 (B.5)

ROBERT LAUTERBORN:

vorwiegend nordisch-alpines Gepräge, wie es die ganze geolo-
gische Entwicklung dieser Stromstrecke bedingte. Wir haben
gesehen, daß der jetzige Oberrhein erst im Diluvium entstand und
zwar dadurch, daß der alpine Rhein, der bis dahin durch die
Burgundische Pforte zur Rhone abfloß, bei Basel nach Norden
abgelenkt wurde und mit jenem ,,Urrhein" in Verbindung trat,
der schon im Pliozän in der Richtung des heutigen Mittel- und
Niederrheins der Nordsee zuströmte. Als biologische Zeugen
dieses ehemaligen Zusammenhanges mit einem Mittelmeerfluß
lernten wir bereits gewisse Wassermoose, besonders EWM&7M
'und F. kennen, deren Vorkommen auf das
Einzugsgebiet des pliozänen Rhone-Rheins beschränkt erscheint.
Wenn dieselben im eigentlichen Oberrhein auch nur noch ver-
einzelt in dessen Anfangsabschnitt Vorkommen, so besiedeln sie
doch noch sehr zahlreich dessen Giessen, mit denen sie erst unter-
halb Straßburg völlig verschwinden.
Von Tieren gehört besonders TLcM-dumo hierher.
Diese große dickschalige Muschel, eine typische Form des Roll-
kieses, bewohnt nach HAAS (1910) jetzt den Ebro, Po, weiter
zahlreiche Flüsse des südlichen und westlichen Frankreich und
findet sich auch in der Saone und im Doubs, also in jenen Zuflüssen
der Rhone, die am nächsten an das Gebiet des Rheins heran-
greifen und durch deren Täler der Strom einst seinen Lauf nach
Süden nahm. Auf diesem Wege ist TL. damals auch zu
uns gelangt. Schon seit langem sind seine Schalen aus Küchen-
abfällen römischer Siedelungen bei Mainz und Wertheim im Main-
tal bekannt, doch konnten Zweifel bestehen bleiben, ob dieselben
nicht, wie die mit ihnen zusammen gefundenen Austern, aus ent-
legeneren Gebieten zu Speisezwecken eingeführt wurden. Der
sichere Nachweis für das ehemalige Vorkommen im Oberrhein
ließ sich aber erbringen, als ich in jüngeren alluvialen Rheinkiesen
bei Ludwigshafen zusammenhängende Schalen der Muschel in
ihrer natürlichen Lage im Boden steckend ausgrub. Sehr merk-
würdig ist es, daß LAMARCK unter den Fundorten seines Vnzb
Munatn.S' noch 1819 auch den Rhein nennt und daß weiter nach
DROUET die Muschel im Seinegebiet den Namen ,,Moule du Rhin *
führt. Seitdem fehlen sichere Beweise für das Vorkommen ganz,
so daß es den Anschein hat, als sei der interessante Zeuge für die
frühere Verbindung von Rhone und Rhein in letzterem ausgestorhen.
Eine weitere Muschel, Vnio WVAefOV HAAS, der dem in
 
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