Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 5. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms: Zweiter Teil — Heidelberg, 1917

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34628#0068
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
68 (B.5)

ROBERT LAUTERBORK:

flächen, teilweise auch die großen Wälder des Hagenauer Forstes,
des Bienwaldes, der Lußhart usw., die kaiserliche Jagdlust zu Bann-
forsten erklärte und damit wenigstens das Großwild vorerst noch
schützte.
Aber auch diese Refugien vermochten die Ausrottung der kultur-
feindlichen höheren Tierwelt nur zu hemmen, nicht auf die Dauer
zu verhindern. Bereits um das Jahr 1000 erlischt jede Kunde von
Ur, Wisent und Elch am Oberrhein. Einen der letzten Bären
der Rheinebene erlegte 1492 Kurfürst Philipp der Großmütige
von der Pfalz im Walde hei Schwetzingen; im Schwarzwald hielt
sich das Tier bis gegen 1740, in den Hochvogesen bis 1760. Der
Luchs verschwand im Elsaß gegen die Mitte des 17. Jahrhunderts,
im Pfälzerwald zwischen 1706 und 1710, im Schwarzwald erst um
1770—1780; der Biber, der noch im 17. Jahrhundert am ganzen
Oberrhein recht verbreitet war, um 1800. Den Edelhirsch ver-
drängte im Elsaß bereits die französische Revolution aus der
freien Wildhalm, anderwärts das Jahr 1849; sonst besitzt in der
Ebene nur noch Hessen einen Bestand von Rotwild eingeparkt
im Viernheimer und Lorscher Wald. Erhalten hat sich von dem
wehrhaften Jagdwild unserer Vorfahren in der Rheinebene nur
noch das Wildschwein (Hagenauer Forst, Bienwald, Auwälder
zwischen Breisach und Straßburg); auch der Wolf wechselt in
strengen Wintern ab und zu und noch aus den Ardennen oder dem
Jura nach dem Elsaß, früher auch über den Rhein, wo die letzten
Stücke 1840 im Viernheimer Wald nordöstlich von Mannheim
und 1865 bei Eherbach am Neckar erlegt wurden. Von Vögeln er-
wähnt ALBERTUS MAGNUS um 1200 noch das Vorkommen von Geiern
zwischen Worms und Trier; der Steinadler
horstete bis gegen das Jahr 1816 im nördlichen Schwarzwald. Die
mediterrane Gaccu&zk die im 16. Jahrhundert sicher noch am
Mittelrhein vorkam, wird um dieselbe Zeit als ,, Rothuhn" auch
aus dem Elsaß aufgeführt, wo LEONHARD BALDNER um 1666 auch
noch den Gänsesäger und den Nachtreiher
als Brutvögel der Auwälder um Straß-
bürg kennt. Der Purpurreiher (Ar&% purpureu), der jetzt noch
an dem großen Weiher von Gondrexange in Lothringen brütet,
hielt sich bis gegen 1860 auch in der Rheinebene am Altrhein
Stockstadt-Erfelden.
Im Gefolge der Kultur, die so vieles der ursprünglichen Natur
unwiederbringlich vernichtete, haben auf der anderen Seite wieder
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften