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Deecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 6. Abhandlung): Über Färbungsspuren an fossilen Molluskenschalen — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34629#0005
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Über Färbungsspuren an fossilen Molluskenschalen. (B. 6) 5
also dem gleichen Zwecke wie die derbe Chitinhaut, welche sich
nur durch ihre Dicke von der färbenden Lamelle unterscheidet.
Die große Mannigfaltigkeit der Farben beruht auf dem lokalen
Stärkegrad der Chitinausscheidung. Die Eigenfärbung ist hell
gelbbraun, weshalb so viele Muscheln und Schnecken gerade
diese Töne zeigen, geht durch Häufung in Braun bis Gelbbraun,
dann in Dunkelbraun bis Schwarzbrauu über. Durch Interferenz
der dünnen Häute kommen wahrscheinlich die selteneren blauen
und violetten Töne zustande, denen man vielfach das Opalisieren
ansieht. Gerade im Inneren von Zweischalern und von Schnecken
stößt man auf schwefelgelbe oder violette Flecken, weil dort durch-
weg diese organische Substanz nur in dünnster Lamelle oder..
diffus abgelagert wird.
An solchen Stellen, um die Muskeleindrücke der Lamelli-
branchiaten oder an der Spindel der Gastropoden, ist diese viel-
leicht nur ein Reservestoff. Außen mag sie Schutzfärbung erzetü^
gen oder auch eine vom Tier unabhängige Wirkung der Sonnen-
strahlen sein. Von unseren Landschnecken zeigte GEYER, daß
die in lichterem Gebüsch lebenden Formen heller, reicher und deut-
licher gestreift sind als die im Schatten lebenden, wie ich denn
wirklich in den Buchenwäldern von Rügen nur ganz dunkle Heli-
ciden (TL /rnhcmw, 77. MpzWda) Clausilien und Pupen fand. Die
Schneckentiere selbst sind schon dunkler und daher auch die
Gehäuse, und gefleckte Aricw-Individuen in den Tannenforsten
des Schwarzwaldes recht spärlich anzutreffen. Die volle Buntheit
der Mollusken entfaltet sich in den Tropen mit der intensiveren,
senkrechteren Durchleuchtung des Meeres. Aber was die Ein-
zelzeichnung für Zweck hat, ist unklar.
Bei der oberflächigen Lage des Pigments muß es nach dem
Tode der Tiere und beim Beginn der Versteinerung zugrunde-
gehen. Es schwindet durchweg mit der äußersten Lamelle, mit
dem Glanze. Diese ist gerade besonders leicht löslich, weil sie
nicht kristallisiert ist, allerdings sehr dicht und daher weniger
angreifbar, indessen so dünn, daß sie trotzdem rasch weggeht.
Nur so versteht man es, daß die im allerjüngsten pleistocänen
Tuff der Starza bei Pozzuoli liegenden Muscheln gebleicht und
fast durchweg farblos sind, ebenso in den gehobenen Muschellagern
von Palermo in Sizilien und von Uddevalla in Norwegen. So-
bald Verkittung wie in den kalabrischen jungpliocänen Strand-
sedimenten oder in den Kalktuffen von Syrakus oder Cephalonia
 
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