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Versluys, Jan; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 13. Abhandlung): Über die Phylogenie der Schläfengruben und Jochbogen bei den Reptilia — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36565#0003
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Die verschiedenen Zustände, die der Reptilschädel in bezug
auf die Schläfengruben und die Jochbogen aufweist, sind in
systematischer und phylogenetischer Beziehung wichtig. Es ist
deshalb erwünscht, die genetischen Zusammenhänge dieser Bil-
dungen aufzuklären, um sie für unser System, dieser knappen
Zusammenfassung unserer Kenntnisse vom Bau der Tiere, richtig
verwerten zu können. Sie sind denn auch schon häufiger Gegen-
stand besonderer Erörterung gewesen, ohne daß aber ein ganz
abschließendes Urteil erreicht werden konnte. Dies ist teilweise
die Folge der Lückenhaftigkeit des uns bekannten Materiales
fossiler Reptilien, teilweise aber auch davon, daß uns über die
Ursachen der Entstehung der Durchbrechungen nichts bekannt ist.
Schon BAUR (1889, 1894), DöDERLEiN (1890) und CopE (1892)
haben die Jochbogen zur Charakteristik der großen Gruppen der
Reptilien mit herangezogen. SniTH-WoonwARD (1898, S. 142)
legte den Jochbogen eine besondere Bedeutung bei und seitdem
ist auf diesem Gebiete ein steter Fortschritt zu konstatieren.
GAUPP (1894) brachte schon frühzeitig eine nützliche vergleichend-
anatomische Darstellung der Jochbogenbildungen. M. FüRBRiNGER
(1900) hat in den systematisch-genealogischen Teil seiner Arbeit
über den Brustschulterapparat der Reptilien die Jochbogen-
bildungen mit herangezogen und sich auch 1904 (S. 581) mit dieser
Frage beschäftigt. Wichtige Beiträge zur Kenntnis und Beurtei-
lung der Jochbogen brachten weiter OsBORN (1903, 1904) und
WiLnSTON (1904), während auch Fucns (1909), JAEKEL (1909)
und BoAS (1914) über dieses Problem gearbeitet haben.
Alan ist jetzt wohl allgemein darüber einig, daß als Ausgangs-
zustand ein geschlossenes Schädeldach, ohne Schläfengruben an-
genommen werden muß, wie es den Stegocephalen und den primi-
tivsten Reptilien, den Gotylosauriern, zukommt. Es liegt, hier
zwar insoweit eine Schwierigkeit vor, als dieses Schädeldach das
Quadratbein fixieren muß (sogen, monimostyler Zustand), während
ein gegen den Schädel bewegliches Quadratbein (streptostyler
Zustand) als ein mehr ursprünglicher Zustand erscheinen muß,
wie es ganz zurecht von FüRBRiNGER (1900, S. 599, 603—604;
 
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