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Versluys, Jan; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 13. Abhandlung): Über die Phylogenie der Schläfengruben und Jochbogen bei den Reptilia — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36565#0023
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Phyiogenie der Schläfengruben und Jochbogen bei den Reptilia. (B. lg) 2

Regen, daß es beim schnellen Bewegen des Unterkiefers vorteil-
haft ist, daß der Schließmuskel aus möglichst langen Muskelfasern
aufgebaut ist. Und der M. temporalis besteht aus längeren Fasern
als der M. pterygoideus, da er außen hegt und viel höher am Schädel
hinaufreicht; auch kann er durch diese Lage eher an Länge
zunehmen. Hierin kann die Erklärung dafür gefunden werden,
daß die Durchbrechung im Schläfendache bei den TAeronroru
weniger hoch liegt, wie die obere Durchbrechung der
Bei letzteren mag eine Streckung des M. temporalis angestrebt
worden sein, der dementsprechend seinen Ursprung höher zu ver-
legen versuchte, und dadurch kann auch veranlaßt worden sein,
daß die Stelle, wo unter dem Einfluß des Muskels eine Durch-
brechung des Schläfenpanzers entstand, höher lag wie bei den
EAeroTncuu. Bei letzteren trat, im Zusammenhang mit der großen
Kraftanstrengung, die beim Zerkleinern der Nahrung notwendig
war, mehr die Masse, der Querschnitt der Kaumuskeln in den
Vordergrund wie die Länge dieser Muskeln. Deshalb konnte auch
der M. pterygoideus eine wachsende Bedeutung haben (vgl. über
die Kaumuskeln der Säugetiere M. WEBER, 1904, und MARTIN,
1912-14).
Daß ein Zusammenhang zwischen Nahrung, Kieferbewegung,
Schläfengruben und Kaumuskeln besteht, zeigen uns die Uroco-
&'h'u. Bei den langschnauzigen Formen (ZonUVonm, LaGadN) ist
die obere Schläfengrube geräumig, und der M. temporalis, der
diese ausfüllt, ist kräftig. Bei den kurzschnauzigen Formen (Uroco-
dz'hiN, Adigaüzr) ist die obere Schläfengrube klein, der M. temporalis
ist entsprechend schwächer, der M. pterygoideus kräftiger ent-
wickelt. Diese letzteren Tiere aber ernähren sich für einen wesent-
lichen Teil von großen Tieren, die sie zerreißen und zerkauen müssen.
Die langschnauzigen Krokodilier dagegen sind Fischfresser, die
ihre Nahrung ganz herunterschlucken und bei denen es nur darauf
ankommt, schnell und kräftig das Maul zu schließen, zu schnappen:
diese Arbeit leistet vorzugsweise der längere der beiden Kaumuskeln,
der M. temporalis (vgl. GADow, 1901, S. 436). Sehr schön sieht
man diesen Zusammenhang beim fossilen Meerkrokodilier Leo-
-meGczrs E. Fraas; dieser langschnauzige Fischfresser hat
eine auffallend große obere und eine recht kleine untere Schläfen-
grube (Fig. 19), d. h. der oben entspringende, aus längeren Fasern
bestehende Teil des M. temporalis hat sich vorzugsweise entwik-
kelt. Ähnliche LMterschiede in der Größe der oberen Schläfen-
 
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