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Braus, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 15. Abhandlung): Der Brustschulterapparat der Froschlurche — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36567#0031
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Der Brustschulterapparat der Froschlurche.

(B.15) 31

sen. In diesem, also in der Anlage des Corium, entsteht der
Knochen unmittelbar unter dem Ektoderm und zwar an einer
Stelle, welche cranial von der Flossenanlage liegt (Tafelfig. 10). Spä-
ter verschiebt sich der Knochen und gelangt so nachträglich in
die Extremität hinein^ und in Berührung mit dem Vorknorpel
und Knorpel der Schultergürtelanlage. Es wäre ganz besonders
wichtig, bei Forellenembryonen experimentell zu prüfen, ob der
Knochen auch die definitive Lage und Form gewinnt, wenn die
Knorpelanlage der Flosse frühzeitig ausgeschaltet wird, falls dieser
oder ähnliche Eingriffe vertragen werden. Vorversuche ergaben
mir keine ungünstigen Bedingungen.
Es ist nach den geschilderten Erfahrungen am wahrschein-
lichsten, daß Clavicula und Cleithrum morphologisch wohl charak-
terisierte Knochen sind, aber trotzdem aus sehr verschie-
denem Material entstehen können. Ich habe diesen Vorgang als
imitation bezeichnet: ein Knochen, der im einen Fall von Gorium-
zcllen gebildet wird, entsteht im anderen aus Zellen des Perichon-
drium, ohne daß seine morphologische Natur dadurch leidet. Der
Ausdruck ist dem von M. FüRBRiXGER für die Aluskeln einge-
bürgerten Namen der ,,imitatorischen Homodynamie" nachgebildet.
FüRBRiNGER hat aus dem Verhalten der Nerven erschlossen, daß
die Muskelindividuen bald aus diesen, bald aus jenen metameren
Anlagen der Körpermnskulatur aufgebaut und doch ganz gleich
sein können. Am deutlichsten ist dies bei individuellen Varia-
tionen, z. B. hei Schultermuskeln der Gans, die von einander nicht
unterscheidbar sind, obgleich sie der Innervation nach hei dem
einen Exemplar von ganz anderen Segmenten gebildet sind als
hei anderen^. Die neueren experimentellen Erfahrungen haben uns
gelehrt, daß Vertretungen eines Materiales durch ein anderes in
weitgehendem Maß möglich sind bei Organen, bei denen dies früher
als unmöglich galt. Wir wissen, daß die Linse des Auges ganz nor-
male Form gewinnen kann, wenn sie auch aus so heterogener Anlage
hervorgeht wie aus dem Rand der Iris bei Salamandra maculosa (Co-
Lucci 1891 und G. AVoLFF l895) oder aus entfernt gelegenem Ekto-
derm der Haut bei Anurenlarven (W. H. LEWis 1904 und H. SPE-
MANN 1905, 1912) und daß Kiemenfäden und Kiemenspalten sich
aus ortsfremdem Ektoderm normal entwickeln, wenn dieses an
den Ort gebracht wird, wo die Entwicklung normal vor sich geht
(G. EKMANN, 1913). Wir haben gar keinen Grund zu zweifeln,
daß es jedesmal die gleiche Linse und die gleiche Kieme ist, welche
 
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