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Braus, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 15. Abhandlung): Der Brustschulterapparat der Froschlurche — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36567#0034
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34 (B. 15)

H. BRAus:

Anuren hat, wie wir sahen, die Ossifikation zur Vereinheitlichung
der beiden Streben geführt (sei es, daß sie verschmelzen, sei es
daß eine fortfällt, Abschnitt 5). Wir fragen uns angesichts dieser
Vorkommnisse, was eigentlich der mechanische Grund sei, daß das
Procoracoid und die Suprascapula nicht in der gleichen Weise
aufgelöst und durch Ersatzknochen beseitigt werden wie das
Goracoid und die Scapula ? Bei der ungemein dünnen Supra-
scapula und bei gewissen Formen des Procoracoides, bei welchen
dieses nicht weniger dünn und fast so breit ist wie jene Knorpel-
platte, könnte man daran denken, daß innerhalb des Perichon-
driums nicht genügend Platz sei für ossifikatorische Prozesse und
daß diese deshalb ihren Ausgangspunkt außerhalb des Knorpels
und seiner Umhüllung nehmen müssen. Es könnte diese Auffassung
gestützt werden dadurch, daß die Versteifung am cranialen Rand
des Schultergürtels auftritt; denn Clavicula und Cleitbrum ent-
stehen an dieser beim Vorwärtskriechen gefährdetsten Stelle zuerst.
Sie sind hier relativ kompakte Knochenmassen und breiten sich
erst nachträglich caudalwärts aus. Aber die genannten Formen,
besonders Hemisus, beweisen, daß es nicht rein mechanische
Prsachen sein können, welche den Entwicklungstyp bestimmen;
denn dort ist die Clavicula dicker und stämmiger als das Coracoid.
Auch von diesem Gesichtspunkt aus ist zu untersuchen, wie das
historisch Gegebene sich einfügt jn die augenblicklichen Bedürf-
nisse der Organismen. Vor allem wird hier zu achten sein auf die
Bedeutung, welche der Knorpel für das Wachstum hat. Wenn wir
auch wissen, daß manche Eigenschaften dieses Gewebes besonders
vorteilhaft sind für die embryonale Entwicklung, so daß Knorpel
bis weit in das postembryonale Leben zäh festgehalten wird, auch
wenn schließlich der festere Knochen überall an seine Stelle tritt,
so ist doch gerade dort am ehesten Aussicht zur genaueren Analyse,
wo die verschiedensten Arten und Formen der Umhüllung und Ein-
schmelzung des Knorpels im ausgebildeten, funktionierenden Zu-
stand verwendet werden. Dafür ist der Schultergürtel der Frosch-
lurche eine wahre Fundgrube. Aber im einzelnen ist hier noch
alles zu tun.

8. Die Schulterpfanne.
Die Pfanne des Schultergelenkes umfaßt bei vielen Batra-
chiern den Kopf mehr als halb; das Gelenk ist eine Enarthrosis
(ähnlich dem Hüftgelenk des Menschen). Allerdings ist der Pfannen-
 
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