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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 18. Abhandlung): Über das Verhalten der Farnprothallien gegenüber Anilinfarben — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36570#0003
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Seit der bahnbrechenden Arbeit PFEFFERs (1886) über die
Aufnahme gewisser Anilinfarben durch lebende Zellen und seit
den trefflichen Arbeiten OvERTONs (1895, 1899, 1900) über das
Eindringen zahlreicher organischer Verbindungen in lebende Zellen,
steht das Problem von der Permeabilität des Protoplasmas im
Mittelpunkt lebhafter Erörterungen. Besondere Anregung dazu gab
die Theorie OvERTONs, nach der der Gehalt der Plasmahaut an
Lipoiden (Lecithin, Cholesterin) über den Eintritt der Substanzen
entscheidet. Nur die lipoidlöslichen Stoffe, z. B. die basischen
Anilinfarben, sollten in die Zelle eindringen können, während die
lipoidunlöslichen, z. B. die sauren Anilinfarben am Eintritt ver-
hindert sind. OvERTON hat, wie HÖRER (1909, S. 57) mit Recht
hervorhebt, diese Theorie nur für die auf osmotischem Wege
eindringenden Substanzen verteidigt, nicht aber für die meist
lipoid-unlöslichen Zuckerarten und Neutralsalze, deren tatsächliches
Eindringen durch irgend eine unbekannte aktive Tätigkeit ver-
mittelt sein soll. HöBER (1911, S. 260) unterscheidet deshalb
eine passive physikalische und eine aktive physiologische Permea-
bilität.
Die Gültigkeit der OvERTON sehen Theorie geriet stark ins
Wanken seitdem RuHLAND (1908) nachwies, daß lipoidunlösliche
basische Farbstoffe wie Malachitgrün usw. leicht in die Zellen ein-
dringen. Es gibt auch lipoidlösliche basische Farbstoffe wie das
Nachtblau, die nicht eintreten können. Andererseits haben auch
lipoidlösliche saure Farbstoffe, z. B. das Wollviolett, nicht die
Fähigkeit, eine Lebendfärbung der Zellen herbeizuführen. HÖBER
(1909) suchte auf Grund seiner Versuche an tierischen Zellen
(Nierenzellen) die Lipoidtheorie zu stützen, indem er nachwies,
daß die Widersprüche mit der Theorie nicht so zahlreich seien,
wie es RuHLAND angibt. Indessen kommt HÖBER doch zu dem
Resultat, daß an Stelle der OvERTON sehen Beziehung zur Lipoid-
löslichkeit der Satz besser den Tatsachen gerecht werde: Basische
Farbstoffe sind Vitalfarben, saure Farbstoffe Nichtvitalfarben
(HöBER 1909, S. 25; 1911, S. 239).

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