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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 18. Abhandlung): Über das Verhalten der Farnprothallien gegenüber Anilinfarben — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36570#0007
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Über das Verhalten der Farnprothallien gegenüber Anilinfarben. (B. 18) 7
entgegen den herrschenden Anschauungen, nicht ein in physio-
logischer Hinsicht konstantes, oder ein für den Kristalloidaustausch
indifferentes Medium sein (a. a. 0. S. 581). Die Zellwand kann mit
der umgebenden Salzlösung in Reaktion treten, wie es z. B. ge-
schieht, wenn Wurzeln von Lupinen in reine Magnesiumlösung
gesetzt werden. Das Magnesium bringt eine Auflösung der Zell-
wand durch Entfernung der fettsäureartigen Bestandteile hervor.
Da der eigentliche Ausgangspunkt meiner Untersuchung gerade
das eigentümliche Verhalten der Zellmembran gegenüber Congorot
war, will ich zunächst darauf eingehen.
I. Das Verhalten der Zellmembran von Farnprothallien gegenüber
Congorot.
In einer früheren Untersuchung (1886, S. 369) benutzte ich
das Congorot, um die sich damit lebhaft färbende Zellwand von
den ungefärbten Schleimschichten von Zygnema zu unterscheiden.
Der Farbstoff erschien als eine Art Reagenz auf Zellulose. ÜEiN-
RiCHER (1888, S. 1) zeigte aber, daß Congorot andere Schleimsorten,
z. B. von phanerogamen Pflanzen färbt. Congorot erwies sich als
völlig unschädlich wie meine mehrwöchentlichen Kulturen der
Algen in seinen Lösungen unzweifelhaft lehrten (KuEBS 1888,
S. 502); ein Eindringen in lebende Pflanzenzellen ist bisher niemals
beobachtet worden.
Die Prothallien, die ich untersuchte, gehörten den beiden
sehr verschiedenartigen Farnen Pteris longifolia und Geratopteris
thalictroides an. Für alle Versuche in der ganzen Arbeit gewann
ich die Prothallien durch Kultur auf und in 0.1% Knoplösung,
so daß teils auf der Oberfläche gebildete, teils unter Flüssigkeit
wachsende Prothallien verwendet werden konnten; bei Pteris gab
es am Grunde der Kultur auch lange Keimfäden. Es ist sehr vor-
teilhaft auf diesem Wege alle möglichen Entwicklungsformen der
Farnkeimlinge zur Verfügung zu haben. Bringt man die Prothal-
lien in eine Lösung von Congorot, ob konzentriert (0.1%) oder
verdünnt (0.001%), so zeigt sich ein höchst auffälliger Unterschied
in dem Verhalten der Rhizoiden- und der Prothalliumzellen. Die
Rhiz.-Zellwand nimmt sofort den Farbstoff begierig auf, sie spei-
chert ihn aus kaum merklich gefärbten Lösungen (von 0.000001 %).
Die Wandungen der Prothalhenzellen (abgekürzt Proth.-Zellwand)
bleiben völlig ungefärbt, auch wenn der Versuch in 0.1% monate-
lang dauert.
 
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