(B. 18)
GEORG KLEBS:
Diesem Satz widersprachen die Untersuchungen KÜSTERS
(1911), der Sproßstücke verschiedener Phanerogamen in Farb-
lösungen stellte und dabei ein Eindringen zahlreicher saurer Farb-
stoffe in die Zellen beobachtete. RuHLAND (1912), der die gleiche
Methode benutzte, hat diese Beobachtungen KÜSTERS bestätigt
und erweitert.
Bei den Erörterungen über die physikalischen Eigenschaften
der Farbstoffe, die für die Permeabilität maßgebend sein konnten,
hat HÖRER (1909) auf die große Bedeutung des kolloidalen Zu-
standes hingewiesen. Die wenig bezw. nicht kolloidalen Farbstoffe
dringen in die Nierenzellen ein, ebenso die kolloidalen aber wenig
fällbaren Farbstoffe (hydrophile Kolloide), während die nicht ein-
dringenden Farbstoffe Suspensions-Kolloide sind, die im ultra-
mikroskopischen Bilde massenhaft Ultramikronen aufweisen. Aller-
dings gibt es auch hoch kolloidale Farbstoffe, wie z. B. das Congorot,
die in die Nierenzellen eintreten. Bei den Versuchen KÜSTERS
(1911, S. 283) mit Pflanzen zeigte sich eine viel größere Einheit-
lichkeit im Verhalten; es trat ein deutlicher Parallelismus zwischen
Diffusibilität bezw. Kolloidität der Farbstoffe und ihrem Ein-
dringen in lebende Zellen hervor.
Obwohl RuHLAND anfangs (1908) gegenüber HÖBER einen
engeren Zusammenhang zwischen dem Grad der Kolloidität und
dem Eintritt der Farbstoffe bezweifelte, hat er sich später (1912)
auf Grund eingehender Untersuchungen der Auffassung von HÖBER
und KÜSTER genähert, aber zugleich ihr eine viel bestimmtere
und allgemeinere Formulierung gegeben. Durch Prüfung der Dif-
fusion der Farbstoffe in konzentrierten Gelen (20% Gelatine)
kommt RuHLAND zu dem Resultat, daß für die Beweglichkeit der
Farbstoffe in solchen Gelen die Teilchengröße (der Dispersitäts-
Grad) von fundamentaler Bedeutung sei. Nach seiner Meinung
entscheidet auch diese Teilchengröße über das Eindringen der
Farbstoffe in lebendes Protoplasma, das als sehr engporig anzu-
nehmen ist. Die lebende Zelle verhält sich vermöge ihrer semi-
, permeabelen Plasmahaut gegenüber den Farbstoffen wie ein mit
hohem Druck arbeitendes Ultrafilter (RuHLAND 1912, S. 401). In
weiteren Arbeiten hat RuHLAND (1914) durch Untersuchung von
Enzymen, von anderen zelleigenen Stoffen wie Kohlehydraten,
Glykosiden, Alkaloiden die Ultrafiltertheorie erweitert und ge-
stützt.
GEORG KLEBS:
Diesem Satz widersprachen die Untersuchungen KÜSTERS
(1911), der Sproßstücke verschiedener Phanerogamen in Farb-
lösungen stellte und dabei ein Eindringen zahlreicher saurer Farb-
stoffe in die Zellen beobachtete. RuHLAND (1912), der die gleiche
Methode benutzte, hat diese Beobachtungen KÜSTERS bestätigt
und erweitert.
Bei den Erörterungen über die physikalischen Eigenschaften
der Farbstoffe, die für die Permeabilität maßgebend sein konnten,
hat HÖRER (1909) auf die große Bedeutung des kolloidalen Zu-
standes hingewiesen. Die wenig bezw. nicht kolloidalen Farbstoffe
dringen in die Nierenzellen ein, ebenso die kolloidalen aber wenig
fällbaren Farbstoffe (hydrophile Kolloide), während die nicht ein-
dringenden Farbstoffe Suspensions-Kolloide sind, die im ultra-
mikroskopischen Bilde massenhaft Ultramikronen aufweisen. Aller-
dings gibt es auch hoch kolloidale Farbstoffe, wie z. B. das Congorot,
die in die Nierenzellen eintreten. Bei den Versuchen KÜSTERS
(1911, S. 283) mit Pflanzen zeigte sich eine viel größere Einheit-
lichkeit im Verhalten; es trat ein deutlicher Parallelismus zwischen
Diffusibilität bezw. Kolloidität der Farbstoffe und ihrem Ein-
dringen in lebende Zellen hervor.
Obwohl RuHLAND anfangs (1908) gegenüber HÖBER einen
engeren Zusammenhang zwischen dem Grad der Kolloidität und
dem Eintritt der Farbstoffe bezweifelte, hat er sich später (1912)
auf Grund eingehender Untersuchungen der Auffassung von HÖBER
und KÜSTER genähert, aber zugleich ihr eine viel bestimmtere
und allgemeinere Formulierung gegeben. Durch Prüfung der Dif-
fusion der Farbstoffe in konzentrierten Gelen (20% Gelatine)
kommt RuHLAND zu dem Resultat, daß für die Beweglichkeit der
Farbstoffe in solchen Gelen die Teilchengröße (der Dispersitäts-
Grad) von fundamentaler Bedeutung sei. Nach seiner Meinung
entscheidet auch diese Teilchengröße über das Eindringen der
Farbstoffe in lebendes Protoplasma, das als sehr engporig anzu-
nehmen ist. Die lebende Zelle verhält sich vermöge ihrer semi-
, permeabelen Plasmahaut gegenüber den Farbstoffen wie ein mit
hohem Druck arbeitendes Ultrafilter (RuHLAND 1912, S. 401). In
weiteren Arbeiten hat RuHLAND (1914) durch Untersuchung von
Enzymen, von anderen zelleigenen Stoffen wie Kohlehydraten,
Glykosiden, Alkaloiden die Ultrafiltertheorie erweitert und ge-
stützt.