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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 18. Abhandlung): Über das Verhalten der Farnprothallien gegenüber Anilinfarben — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36570#0005
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Über das Verhalten der Farnprothallien gegenüber Anilinfarben. (B. 18) 5
Die RuHLANDsche Ultrafiltertheorie erscheint als eine über-
raschend einfache und zunächst einleuchtende Lösung des Pro-
blems von der Permeabilität der kolloidartigen Stoffe in die lebende
Zelle; man wird von ihr für die weiteren Untersuchungen aus-
gehen an Stelle der versinkenden Lipoidtheorie. Es wäre aber sehr
wunderbar, wenn bei der überaus großen Mannigfaltigkeit der
Lebenserscheinungen ein solches einfaches Prinzip überall maß-
gebend wäre. Man wird von vornherein erwarten, daß der Geltungs-
bereich dieses Prinzips, seine Richtigkeit vorausgesetzt, durch
verschiedenartige andere Faktoren eingeschränkt oder völlig ver-
deckt wird. Die folgenden Untersuchungen an Farnprothallien
werden deutlich genug die Schwierigkeiten beleuchten, welche
bisher jeder Theorie der Permeabilität, auch der des Ultrafilters,
entgegenstehen.
Bei allen Untersuchungen über Vitalfärbung kommt es darauf
an, daß die gefärbten Zellen wirklich lebend sind. PFEFFER (1886,
S. 196) beobachtete an den mit Methylenblau gefärbten Wurzeh
haaren von Trianea Protoplasmaströmung, er konnte auch ein
gewisses Wachstum solcher Zellen feststellen. Sehr allgemein läßt
sich bekanntlich der lebende Zustand einer gefärbten Zelle durch
Plasmolyse nachweisen. Je nach der Pflanzenspezies, vor allem
je nach der Konzentration der Farbstofflösung können die Zellen
mehrere Stunden oder Tage lebendig bleiben, ln der Mehrzahl
der Fälle sterben sie bald ab. Jedoch gibt KÜSTER (1911, S. 276)
an, daß unreife Früchte von Iris sibirica, die seit 14 Tagen in einer
0.2% Fuchsin S-Lösung standen, darauf weitere 14 Tage sich in
Leitungswasser befanden, noch lebende gefärbte Zellen besaßen.
Irgend welche besondere Reaktionen gefärbter Zellen sind bisher
nicht beobachtet worden. Wohl erwähnt KÜSTER (1911, S. 287),
daß Sproßstücke, in Farblösungen stehend, gewisse Wachstums-
Anomalien aufwiesen. Aber die Frage, ob diese wirklich infolge
der Vitalfärbung der Zellen entstanden oder nur als Folgen der
Gefäßverstopfung u. dgl. aufgetreten seien, wurde von KÜSTER
nicht weiter erörtert.
Es erschien mir wichtig zu prüfen, wie die Anilinfarben auf
das Wachstum einwirken; ich benutzte dazu die Farnprothallien,
deren Reaktion gegenüber äußeren Bedingungen ich durch mehr-
jährige Studien genauer kannte. Bei diesen Llntersuchungen mußte
auch das Verhalten der Zellmembranen berücksichtigt werden,
das in den früheren Arbeiten nur wenig und gelegentlich beachtet
 
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