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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 18. Abhandlung): Über das Verhalten der Farnprothallien gegenüber Anilinfarben — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36570#0010
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10 (B. 18)

GEORG KLEBS:

Frage, ob nicht das ,,Absterben" der Zellwand ein ganz anderer
Vorgang ist als der Tod des Protoplasten. Ich versuchte den Ein-
fluß verschiedener Tötungsmittel.
Es gibt Tötungsmittel welche zunächst die Eigenschaften der
Zellwand nicht verändern; dazu gehören Sublimat (1%), starke
Jodlösung, Dämpfe der Osmiumsäure, Ghromosmiumsäure. In
einem solchen Versuch wurden die Prothallien von Pteris % Stunde
mit Ghromosmiumsäure behandelt, dann sorgfältig durch fließen-
des Wasser ausgewaschen und in Congorotlösung (0.1%) gelegt.
Rhizoiden und vor dem Versuch abgestorbene Zellen färbten sich
sofort ; die früher lebenden und dann fixierten Zellen, besonders
diejenigen am Vorderrande der Prothallien blieben ungefärbt,
sogar vielfach bis nach 14 Tagen. Der Protoplast solcher Zellen
blieb ebenfalls ungefärbt, ein deutliches Zeichen dafür, daß tat-
sächlich das Congorot nicht durch eine solche Zellwand in das
Innere eindringen kann, zugleich eine Widerlegung der vorhin
gemachten Annahme eines Protoplasmagehaltes der Zellwand.
Eine zweite Gruppe von Tötungsmitteln verändert auch die
Beschaffenheit der Zellwand und verleiht ihr die Fähigkeit, Gongo-
rot aufzunehmen und zu speichern. In Alkohol (95%) ist die Wir-
kung anfänglich (d. h. in den ersten 24 Stunden) noch gering,
man findet noch viele ungefärbte jugendliche Prothallienzellen,
während ältere Zellen sich färben. Viel schneller wirkt kochender
Alkohol, dann eine Mischung von Alkohol und Äther, ferner eine
kurze Behandlung mit Kalilauge oder ein längerer Aufenthalt
(24 Stunden) in Javelleschem Wasser.
Man gewinnt aus diesen Tatsachen den Eindruck, daß in der
normalen Zellwand von Pteris ein Bestandteil vorhanden ist, der
das Eindringen des Congorots verhindert und der möglicherweise
fetthaltig ist. Man kann dabei an die von HANSTEEN (1913) fest-
gestellte Tatsache denken, daß die Zellwände phanerogamer
Pflanzen fettsäureartige Stoffe enthalten. Doch müßte die ganze
Frage einer besonderen Untersuchung unterworfen werden, was
mich von meinem eigentlichen Thema zu weit abgeführt hätte.
Dabei wäre auch die andere Möglichkeit zu berücksichtigen, daß
die Änderung rein physikalischer Natur ist. Die Wände der Rhi-
zoiden besitzen jedenfalls diesen fraglichen Stoff nicht. Daher
kann diese Einlagerung nicht zugleich die vorhin besprochene
chemische Resistenz der Zellwände von Rhizoiden und Prothallium-
zellen erklären. Man erkennt nur daraus wie verwickelt der Bau
 
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