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Mollison, Theodor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 3. Abhandlung): Die Bedingungen zur Bildung von Knochenkämmen am Schädel der Primaten — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36555#0006
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6 (B. 3)

Tu. MOLLISON:

100 qcm messenden Stückes des Kartons und berechnet danach
die Fläche aus dem Gewicht.
Wie weit ein Schädel von Kammbildung entfernt ist, erkennt
man an dem Verhältnis des kleinsten Abstandes der Schläfenlinien
von einander (Scheitelbreite^) zurBiauricularbreite (vonAuriculare
zu Auriculare), das in der Tabelle als Index der Scheitelbreite zu
finden ist. Der Grad der Kammbildung spricht sich aus in der
Länge der vereinigten Schläfenlinien vom Inion bis zu ihrem
Auseinanderweichen im Verhältnis zu der ganzen Bandmaß-
entfernung vom Inion zur Glabella (Sagittaler Kammindex). In
der Tabelle wurden die Objekte nach dem zunehmenden Gavo-
temporalindex angeordnet. Man erkennt die Zunahme der Kamm-
bildung mit dem Gavotemporalindex.
Die Tabelle bestätigt also das erwartete Verhältnis: je größer
die Ursprungsfläche der Muskeln im Verhältnis zur Fläche des
Kapazitätswürfels, desto kleiner der Abstand ihrer Grenzlinien im
Verhältnis zur Biauricularbreite. Der Abstand der Schläfenlinien
wird = 0, wenn die Schläfenfläche ca. 130% der Würfelfläche über-
schreitet; die Temporal- und Nuchallinie kommen in Berührung,
wenn die Nuchalfläche etwa 70% der Würfelfläche erreicht. Natür-
lich wirken die artspezifischen Formeigentümlichkeiten etwas
modifizierend auf die Gesetze der Kammbildung ein; z. B. bewirkt
bei Gynocephalus hamadryas die stark nach hinten und oben aus-
gezogene Form der Temporalflächen, daß sie schon bei einem
Cavotemporalindex von 118 im hinteren Teil der Sagittalnaht in
Berührung treten, während beimTschego dergleicheCavotemporal-
index noch nicht zur Vereinigung der Schläfenlinien führt. Bei
Macacus rhesus bringt auch ein Gavotemporalindex von 146 noch
keine Vereinigung der Schläfenlinien zustande, weil bei ihm die
große Fläche der lateralen Wand der Orbita einem beträchtlichen
Teil des Muskelursprungs Baum gewährt. Beim Orang-Utan
werden durch die kurze, hohe Form der Schädelkapsel die Schläfen-
und Nackenfläche zusammengedrängt, wodurch der Occipital-
kamm verstärkt und der Sagittalkamm verkürzt wird. Aber gerade
diese Modifikationen beweisen wieder den unselbständigen, mecha-
nisch bedingten Charakter der Kammbildung.
Beim Pithecanthropus fehlt leider der untere Teil der Temporal-
fläche. Doch läßt sich ihre Größe rechterseits annähernd abschät-
i Nicht kleinste Stirnbreite, sondern in oder hinter der Gegend der
Tubera parietalia zu messen.
 
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