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MAX WEBER:
Schwellung des Meeres in der jüngsten geologischen Vergangenheit
könnten vielleicht mit jenen klimatischen Veränderungen in Zu-
sammenhang gebracht werden, welche die Erde während der
Diluvialperiode erfuhr. Wenn während der Eiszeit gleichzeitig
Nordeuropa, das nördliche Nordamerika und die antarktischen
Gebiete vergletschert waren, so mußte dem Ozean eine beträcht-
liche Wassermasse entzogen sein und, eine Eismächtigkeit von
1000 m angenommen, sein Spiegel 150 m tiefer als heute liegen/'
R. A. DALY^ hat darauf diese Überlegungen wieder aufgenom-
men und als Basis seiner ,,Glacial-Gontrol Theory of Goral Reefs"
benutzt. Uns interessiert nur, daß während der pleistozänen Ver-
eisung der Meeresspiegel tiefer stand als heute. Gegenüber der
späteren Publikation PENCKs, der darin v. DRYGALSKi folgte und
150 m Senkung des Wasserspiegels annahm, berechnet DALY, daß
im Pleistozän der mittlere Wasserspiegel des Meeres in den Tropen
60 —70 m (33—38 Faden) tiefer lag als heute, was also überein-
stimmt mit der ursprünglichen Annahme von PENCK (66,5 m).
Es war dann MoLENGRAAFU, der zuerst diese Hypothese auf
die Java-See und die Sahul-Bank anwandte und ihre geologischen
Konsequenzen erörterte.
Nichts beweist besser wie sehr diese Hypothese ohne jeden
Einftuß auf die Zoogeographen blieb als folgende hierher gehörige
Tatsache. Bereits im Jahre 1880 schrieb A. R. WALLACE folgenden
Satz nieder ;3 "This greater accumulation of ice in both hemispheres
[während der Eiszeit nämlich] would lower the whole ocean by
the quantity of water abstracted from it, while any want of perfect
synchronism between the decrease of the ice at the two poles
would cause a movement of the centre of gravity of the earth,
and a slight rise of the sea level at one pole and depression of the
ether."
Hier begegnen wir also demselben Gedanken. Trotzdem hat
WALLACE, soweit ich ersehen kann, in keinen seiner Schriften hier-
von Gebrauch gemacht zur Erklärung des Entstehens von Land-
verbindungen, die er so vielfach benötigte für die zahlreichen
1 R. A. DALY, Americ. Journ of Science XXX, 1910, pag. 297, und aus-
führlicher Proc. American Academy, vol. 51, 1915, pag. 155.
2 G. A. F. MoLENGRAAFF, Het pröbleem der koraafeiianden en de
isostasie. Versl. Akad. Amsterdam XXV. 2. 1916, pag. 217; vgl. auch weiter
unten S. 7.
^ A. R. WALLACE, Island Life 1880, pag. 157.
MAX WEBER:
Schwellung des Meeres in der jüngsten geologischen Vergangenheit
könnten vielleicht mit jenen klimatischen Veränderungen in Zu-
sammenhang gebracht werden, welche die Erde während der
Diluvialperiode erfuhr. Wenn während der Eiszeit gleichzeitig
Nordeuropa, das nördliche Nordamerika und die antarktischen
Gebiete vergletschert waren, so mußte dem Ozean eine beträcht-
liche Wassermasse entzogen sein und, eine Eismächtigkeit von
1000 m angenommen, sein Spiegel 150 m tiefer als heute liegen/'
R. A. DALY^ hat darauf diese Überlegungen wieder aufgenom-
men und als Basis seiner ,,Glacial-Gontrol Theory of Goral Reefs"
benutzt. Uns interessiert nur, daß während der pleistozänen Ver-
eisung der Meeresspiegel tiefer stand als heute. Gegenüber der
späteren Publikation PENCKs, der darin v. DRYGALSKi folgte und
150 m Senkung des Wasserspiegels annahm, berechnet DALY, daß
im Pleistozän der mittlere Wasserspiegel des Meeres in den Tropen
60 —70 m (33—38 Faden) tiefer lag als heute, was also überein-
stimmt mit der ursprünglichen Annahme von PENCK (66,5 m).
Es war dann MoLENGRAAFU, der zuerst diese Hypothese auf
die Java-See und die Sahul-Bank anwandte und ihre geologischen
Konsequenzen erörterte.
Nichts beweist besser wie sehr diese Hypothese ohne jeden
Einftuß auf die Zoogeographen blieb als folgende hierher gehörige
Tatsache. Bereits im Jahre 1880 schrieb A. R. WALLACE folgenden
Satz nieder ;3 "This greater accumulation of ice in both hemispheres
[während der Eiszeit nämlich] would lower the whole ocean by
the quantity of water abstracted from it, while any want of perfect
synchronism between the decrease of the ice at the two poles
would cause a movement of the centre of gravity of the earth,
and a slight rise of the sea level at one pole and depression of the
ether."
Hier begegnen wir also demselben Gedanken. Trotzdem hat
WALLACE, soweit ich ersehen kann, in keinen seiner Schriften hier-
von Gebrauch gemacht zur Erklärung des Entstehens von Land-
verbindungen, die er so vielfach benötigte für die zahlreichen
1 R. A. DALY, Americ. Journ of Science XXX, 1910, pag. 297, und aus-
führlicher Proc. American Academy, vol. 51, 1915, pag. 155.
2 G. A. F. MoLENGRAAFF, Het pröbleem der koraafeiianden en de
isostasie. Versl. Akad. Amsterdam XXV. 2. 1916, pag. 217; vgl. auch weiter
unten S. 7.
^ A. R. WALLACE, Island Life 1880, pag. 157.