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Drüner, Leo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 5. Abhandlung): Die Anwendung der Stereoskopie bei der Darstellung anatomischer und chirurgischer Objekte — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36557#0027
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Anwendung derStereoskopie bei Darstellung anatomischer Objekte. (B. 5) 27

e) Die stereoskopische Aufnahme mit zwei nebeneinander stehenden,
gesonderten Apparaten, von gleicher Beschaffenheit.
Die einfachste und am meisten angewandte Art der Herstel-
lung stereoskopischer Bilder ist die durch einen Apparat mit
Hilfe des Ortswechsels ausgeführte. Man macht die eine Aufnahme,
verrückt dann die Kamera um ein beliebiges oder gemessenes
Stück zur Seite, und macht die zweite Aufnahme. Die Vereinigung
beider Platten ergibt ein mehr oder minder schönes Stereogramm.
Geeignet sind dafür nur Objekte, welche während der Dauer beider
Aufnahmen unverändert bleiben, Denkmäler, Gebäude, Gebirge
usw. Von ihnen kann man auf diese Weise vorzügliche Bilder
bekommen. Ja für jene ebenso, wie für anatomische Objekte
hat diese Art der stereoskopischen Aufnahme sogar einen großen
Vorteil: die Verwendbarkeit beliebig hoher Plastik,
einer vergrößerten Standlinie, Basis. Welche Bedeutung
dies hat, springt am leichtesten in die Augen, wenn man z. B.
von einem Berge eine etwa 2—3 km entfernte Stadt stereo-
skopisch aufnimmt, mit großer Brennweite von etwa 30 cm.
Bei Verwendung einfacher Plastik, Basis 6,5 cm, ist man nicht
imstande, in dem Stereogramm überhaupt eine Plastik zu
merken. Es ist ganz gleich, ob man zwei Abzüge derselben
Platte oder solche der rechten und linken Seite zu dem Stereo-
gramm vereinigt. Sie wirken beide flach. Das Städtebild
scheint in einer Ebene zu liegen. Ganz anders, wenn man die
Basis verhundertfacht, also den Apparat für die zweite Auf-
nahme 6,50 m vom ersten Aufnahmeort aufstellt. Dann erhält
man eine wunderbare plastische Wirkung. Nimmt man so z. B. vom
Kappeier Berge oder vom Spiegelsluster Turm Marburg auf, so
kann man in jedes Gäßchen tief hineinsehen, sagen, dies Haus
liegt näher wie jenes, ja durch.den Torweg des Schlosses hindurch-
sehen und sagen: der in ihm erkannte Gegenstand ist ein Baum-
hinter dem Tordurchgang, während die einfache Aufnahme eine
Entscheidung darüber ausschloß.
Natürlich bedarf es dabei der sorgfältigen Einstellung der
Kamera auf beiden Seiten. Der Mittelpunkt, das Kreuz der Matt-
scheibe muß bei beiden Aufnahmen genau auf den gleichen Punkt
gerichtet sein. Ebenso einfach ist die Aufgabe in der Nähe. Nehmen
wir die Aufnahme einer Apollostatue in 2 m Entfernung an. Man
kann dabei bis zu einer Standlinie von 40 cm gehen. Stellt man
nun den Apparat an den beiden 40 cm von einander entfernten
 
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