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Hampe, Karl [Hrsg.]; Baethgen, Friedrich [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 13. Abhandlung): Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung (I/II) — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32159#0023
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Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung I, II.

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eine ausführliche Rechtfertigungsschrift 54), der bei aller Unterwürfig-
keit und Schmeichelei doch ein Unterton von Entrüstung über cfie
ihm zuteil gewordene Behandlung nicht fehlt. Indem er freilich
in der kirchlichen Streitfrage völlig nachgab, schaffte er diesen
Differenzpunkt ohne weiteres aus dem Wege.

Eine ungleieh bedeutendere Mißhelligkeit lähmte ungefähr zu
derselben Zeit für ihn jede fruchtbare Tätigkeit in Gapua, bedrohte
diesen wichtigen Stützpunkt des päpstlich-königlichen Regiments in
der Terra di Lavoro und führte daher zu einem unmittelbaren Ein-
greifen der Kurie.

Als nach Rainalds Wahl seine Gegner versucht hatten, das
Mißtrauen des Papstes gegen ihn zu erwecken, hatten sie vor allem
die Befürchtung ausgesprochen, er möchte seinem Vater Peter von
Gelano die wichtige Burg von Gapua in die Hände spielen und clem
in den marsischen Bergen allmächtigen Grafen damit auch in der
Ebene der Terra di Lavoro das Übergewicht verschaffen. 55) Dahin
hätte es in der Tat leicht kommen können, wenn Peter in den
Jahren 1300 und 1301 den Hülferufen seines Sohnes rechtzeitig mit
hinlänglicher Macht gefolgt wäre. 56) Um so notwendiger mochte
es clem Papste erscheinen, in der Capuaner Burg einen zuverläs-
sigen und energischen Kastellan zu wissen, der seinerseits gewiß
war, an der Kurie einen starken Rückhalt zu haben. Hierin lagen
wohl von vornherein die Keiine eines Mißverhältnisses zwischen dem
Erzbischof und dem Burgwart Leo von Andria beschlossen. Dürfen
wir Rainalds Bericht trauen, so tat er selbst freilich seit Beginn
seiner Amtstätigkeit in Gapua das Äußerste, um freundliche Bezie-
hungen zu dem Kastellan zu pflegen. Indem er dessen Sohn aus
der Taufe hob, wurde er sein Gevatter; keinen Tag ließ er ver-
gehen, ohne ihn in der Burg aufzusuchen und mit ihm Rats zu
pflegen, denn jener konnte — ein bedenkliches Zeichen für den
Gracl der öffentlichen Ordnung und Sicherheit — niemals wagen,
das Kastell auch nur vorübergehend zu verlassen. Auch an liebens-
würdigen Aufmerksamkeiten ließ es der Erzbischof nicht fehlen, von
jedem Rebhuhn oder Fasan will er jenem ein Stück zum Kosten
geschickt haben. War er selbst etwa durch Krankheit gehindert,
so versäumte er doch nicht, tägliche Erkundigung über das Wohl-
befmden des Gevatters einzuziehen. Ganz ohne Arg, obwohl die

54j Unten Nr. 1.

äEj Vgl. Winkelmann, Otto IV. S. 19 und 517.

56) Vgl. die Ausführungen oben im Abscbnitt I.
 
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