Metadaten

Boll, Franz; Antiochus <Atheniensis>; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 16. Abhandlung): Griechische Kalender: 1. Das Kalendarium des Antiochos — Heidelberg, 1910

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32162#0004
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Franz Boll:

großen aus griechischen uncl arabisch-persischen Bestandteilen bunt
zusammengesetzten, offenbar also in mittelgriechischer Zeit ver-
fertigten astrologischen Pentabiblos bilden. Die Hs. ist jetzt genau
beschrieben von Josef Heeg im Gatal. codd. astr. graec. V 3, 7—64;
vgl. auch meine Sphaera S. 34. Im 1. Buch dieser Pentabiblos
steht f. 29 das uns hier angehende Kalendarium unter folgencler
Bezeichnung:

ö . 'AWot Kai oi K«xd tock^ pijvaq tou eviauTOÖ avaTeWovTe; Kai
öuvovTeq outoi. Darunter von anderer Hand: Dpet TiXaTUTepov ecp-
ppeptvöv ev tuj TeXet tou p' ßißXiou Ttepi Trj<S tou depoq evaXXdHeuuq.
Dazu von clritter Hanct: ev tuj Xö' KecpaXaiuj. Gemeint ist damit das
weiter unten fol. 189 als KecpaX. Xö' des 3. Buches aufgenommene
Kalendarium des Tuskers Glodius (bei Lyclus de ostentis), das hier
unter dem Namen des Herrnes Trismegistos steht.

Unser Kalendarium beginnt hier, anders als in den übrigen Hss.,
mit dem Monat März; bei dem Gharakter dieser Sammelhandschrift
möchte ich darauf niclit soviel Gewicht legen, um darin alte Tra-
dition zu sehen und clen Text danach zu gestalten: es kann hier
der im Abendland nicht seltene christliche Gebraucli des Jahres-
anfanges mit dem 1. März (Ideler, Handbuch der Chronol. II 326)
eingewirkt haben, der mit clein Osterfest zusammenhing 1), aber auch
wohl durch den Eintritt cler Sonne in clas erste Tierkreiszeichen im
Monat März gefördert wurde. Es sclieint übrigens hier das erste
Zeugnis für diesen Jahresanfang a Kalendis Martiis a.uch im Osten
sich einzustellen.

Die Münchener Hs. graec. 287 saec. XIV ex. oder XV in. (M)
habe ich im Gatal. cocld. astr. gr. VII p. 8—24 genau beschrieben.
Die uns hier beschäftigende Partie der Hs. steht f. 127 v—132 v;
unter der Überschrift:

Hepi tujv iß' TpoTTÜuv ujv 6 ijXiog iropeueTai ev toi<; iß' piicri tou eviauTOu
sind hier mehrere zunächst divergente Bestandteile monatsweise
vereinigt: 1. die Angalje, in welchem Zeichen des Tierkreises jewmils
die Sonne sich befmdet und wann sie es verläßt, nach Tag und
Stunde; 2. eine Angabe über die jeweilige Länge von Tag und
Nacht (für das Klima von Konstantinopel, w ro der längste Tag
15 Stunden hat); 3. eine graphische Darstellung der mit dem Tier-
kreisbild des Monats aufgehenden und untergehenden Sternbilder

f Vgl. Bilfinger, Untersuchungen iiber die Zeitrechnung der alten Germanen
II (1901), S. 91 f., der Idelers Ausführungen zum Teil einschränkt und erklärt, die
Geschichte dieses annus a Kalendis Martiis sei noeh in Dunkel gehiillt.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften