Griechische Kalender. I.
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Glodiusstellen auf Vegetius de re milit. IV 39 hingewiesen: Pachnite (pachnitae
E, pagnite TT, phagnite M Bernensis A' PX, wofür Turnebus Pharmuti, Scriverius
Pauni vel Paunitae, Mommsen Hermes I 131 Pachone sc-hreiben wollte) decurso
i. e. post orturn Pliadum, a die VI. Kal. Junias usque in Arcturi orturn,
i. e. in diem VIII decimum Kal. Octobres, secura navigatio creditur, quia aestatis
beneücio ventorum acerbitas mitigatur. Nach Reitzensteins Annahme (Hermes XX
520 f.) ist Varro die Quelle fiir das unmittelbar vorhergehende Kapitel; und ander-
seits ist zum Schluß unseres Absc-hnittes bei Vegetius, abgesehen von Virgils
Georgica, auf „Varro in libris navalibus“ verwiesen; es ist nicht unwahrscheinlich,
daß der ganze kleine Abschnitt c. 38—41 auf' Varros libri navales, wie sie auch
begrenzt werden mögen, und damit das Wort 'rraxviTri? auf Schiffersprachgebrauch
zurückgeht.
Fragt man nun, was pachnites oder pachnetes nach diesen Stellen bedeuten
muß, so spricht weitaus die Mehrzahl offenbar von einem Zeitraum, dessen
Anfang und Ende angegeben werden; die auf einen Stern oder ein Sternbild
weisende Notiz im cod. F des Glodius piKpou TiaxvfiTou dvaToX.fi steht durchaus
allein. Sie ist offenbar im Ausdruck durch die Umgebung, wo fortgesetzt von
avaroAal gesprochen wird, bestimmt und angesichts von apxq, eKßaau;, decurso
unhaltbar. Der Zeitraum des pachnites aber wird etwas verschieden begrenzt:
bei Antiochos läuft er vom 22. April bis 25. Mai, bei Clodius beginnt er am 24.
oder eher 25. April, ohne daß das Ende angegeben wäre, und bei Vegetius steht
umgekehrt nur das Ende, 27. Mai. Innnerhin sieht man, es handelt sich um die
gleiche Zeit, im Jahr bei allen drei Autoren. Es scheint unmöglich, von Anfang
an das Wort TraxvqTriq oder TraxviTrn; mit irdxvn, was die einzige sprachliche
Parallele im Griechischen ist, zu verbinden; die Bezeichnung „Reifmonat“ ist fiir
den Mai der südlichen Länder nicht wohl denkbar, wenn sie auch für unseren
Norden recht gut passen könnte: in den griechisch-römischen Kalendern fehlt
jeder Eintrag, der darauf hinwiese, soviel von Regen und Wind im Mai prophezeit
wird. So kann der seltsame Name schwerlich aus dem Griechischen erklärt
Averden. Vielleicht fülirt eine andere Wahrnehmung zum Ziel. Die Strecke vom
26. April bis 25. Mai entspricht dem Pachon im ägyptischen Kalender: und zum
25. April verzeiclinet Clodius uaxvqTOu apxq, zum 25. Mai Antiochos TtaxviTou
eKßaöu;. Das ist wohl kaum ein Zufall; und es scheint, daß die Hilflosigkeit gegen-
iiber dem fremden wolil zuerst — von TTaxujv — TTaxmn; oder ähnlich lautenden
Monatsnamen auf die volksetymologische Umbildung TTaxviTqi; geführt hat.
Diese Vermutung, die sich mir empfahl, noch ehe ich Mommsens freilich zu
gewaltsame Abänderung bei Vegetius kannte, ivird durch eine weitere Stelle über-
raschend bestätigt. Olympiodor (Comment. in Aristot. gr. XII 1, p. 176, 14 ed.
Stüve) bemerkt zu Aristoteles meteor. II 4 über den Orion: dvdjuaköq eöviv eTreibq
Kai dvajpd\.oi(; üjpau; rroiel tö<; cpaöeu; - f] pev ydp ÖTiiToXij uutou ev tuj eapi
piveTai, ÖTav ö "Hkio<; ev Taüpqj 'fevqTai, ötlev Kai oi vauTiKoi TiapaqpuXdTTOv-
Tai Tijv qpöpav kö' toö TTaxujv, öte ylveTai ij örriTokij tou ’ßplujvoc;, TTaxiTqv
aÖTtjv (so G, dagegen V und der Herausgeber auröv) dTroKaAoüvTec, bid tö ev tuj
TTaxujv auTtjv (so beide Hss. G V und a — Aldina, der Herausgeber sinnlos auTÖv)
Yiveööai. Wieder ist der TTaxlTqq, wie er hier heißt (Ttaxmv steht in G), offen-
bar. ein Zeitraum; hier allerdings nur ein einzelner Tag im Mai (der 19.), höchstens
noch der ihn umgebende Zeitraum, nicht der ganze Monat; und wieder wie bei
Vegetius werden Schiffahrtsregeln angeführt. Hier ist nun der Zusammenhang
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Glodiusstellen auf Vegetius de re milit. IV 39 hingewiesen: Pachnite (pachnitae
E, pagnite TT, phagnite M Bernensis A' PX, wofür Turnebus Pharmuti, Scriverius
Pauni vel Paunitae, Mommsen Hermes I 131 Pachone sc-hreiben wollte) decurso
i. e. post orturn Pliadum, a die VI. Kal. Junias usque in Arcturi orturn,
i. e. in diem VIII decimum Kal. Octobres, secura navigatio creditur, quia aestatis
beneücio ventorum acerbitas mitigatur. Nach Reitzensteins Annahme (Hermes XX
520 f.) ist Varro die Quelle fiir das unmittelbar vorhergehende Kapitel; und ander-
seits ist zum Schluß unseres Absc-hnittes bei Vegetius, abgesehen von Virgils
Georgica, auf „Varro in libris navalibus“ verwiesen; es ist nicht unwahrscheinlich,
daß der ganze kleine Abschnitt c. 38—41 auf' Varros libri navales, wie sie auch
begrenzt werden mögen, und damit das Wort 'rraxviTri? auf Schiffersprachgebrauch
zurückgeht.
Fragt man nun, was pachnites oder pachnetes nach diesen Stellen bedeuten
muß, so spricht weitaus die Mehrzahl offenbar von einem Zeitraum, dessen
Anfang und Ende angegeben werden; die auf einen Stern oder ein Sternbild
weisende Notiz im cod. F des Glodius piKpou TiaxvfiTou dvaToX.fi steht durchaus
allein. Sie ist offenbar im Ausdruck durch die Umgebung, wo fortgesetzt von
avaroAal gesprochen wird, bestimmt und angesichts von apxq, eKßaau;, decurso
unhaltbar. Der Zeitraum des pachnites aber wird etwas verschieden begrenzt:
bei Antiochos läuft er vom 22. April bis 25. Mai, bei Clodius beginnt er am 24.
oder eher 25. April, ohne daß das Ende angegeben wäre, und bei Vegetius steht
umgekehrt nur das Ende, 27. Mai. Innnerhin sieht man, es handelt sich um die
gleiche Zeit, im Jahr bei allen drei Autoren. Es scheint unmöglich, von Anfang
an das Wort TraxvqTriq oder TraxviTrn; mit irdxvn, was die einzige sprachliche
Parallele im Griechischen ist, zu verbinden; die Bezeichnung „Reifmonat“ ist fiir
den Mai der südlichen Länder nicht wohl denkbar, wenn sie auch für unseren
Norden recht gut passen könnte: in den griechisch-römischen Kalendern fehlt
jeder Eintrag, der darauf hinwiese, soviel von Regen und Wind im Mai prophezeit
wird. So kann der seltsame Name schwerlich aus dem Griechischen erklärt
Averden. Vielleicht fülirt eine andere Wahrnehmung zum Ziel. Die Strecke vom
26. April bis 25. Mai entspricht dem Pachon im ägyptischen Kalender: und zum
25. April verzeiclinet Clodius uaxvqTOu apxq, zum 25. Mai Antiochos TtaxviTou
eKßaöu;. Das ist wohl kaum ein Zufall; und es scheint, daß die Hilflosigkeit gegen-
iiber dem fremden wolil zuerst — von TTaxujv — TTaxmn; oder ähnlich lautenden
Monatsnamen auf die volksetymologische Umbildung TTaxviTqi; geführt hat.
Diese Vermutung, die sich mir empfahl, noch ehe ich Mommsens freilich zu
gewaltsame Abänderung bei Vegetius kannte, ivird durch eine weitere Stelle über-
raschend bestätigt. Olympiodor (Comment. in Aristot. gr. XII 1, p. 176, 14 ed.
Stüve) bemerkt zu Aristoteles meteor. II 4 über den Orion: dvdjuaköq eöviv eTreibq
Kai dvajpd\.oi(; üjpau; rroiel tö<; cpaöeu; - f] pev ydp ÖTiiToXij uutou ev tuj eapi
piveTai, ÖTav ö "Hkio<; ev Taüpqj 'fevqTai, ötlev Kai oi vauTiKoi TiapaqpuXdTTOv-
Tai Tijv qpöpav kö' toö TTaxujv, öte ylveTai ij örriTokij tou ’ßplujvoc;, TTaxiTqv
aÖTtjv (so G, dagegen V und der Herausgeber auröv) dTroKaAoüvTec, bid tö ev tuj
TTaxujv auTtjv (so beide Hss. G V und a — Aldina, der Herausgeber sinnlos auTÖv)
Yiveööai. Wieder ist der TTaxlTqq, wie er hier heißt (Ttaxmv steht in G), offen-
bar. ein Zeitraum; hier allerdings nur ein einzelner Tag im Mai (der 19.), höchstens
noch der ihn umgebende Zeitraum, nicht der ganze Monat; und wieder wie bei
Vegetius werden Schiffahrtsregeln angeführt. Hier ist nun der Zusammenhang