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Boll, Franz; Antiochus <Atheniensis>; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 16. Abhandlung): Griechische Kalender: 1. Das Kalendarium des Antiochos — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32162#0040
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Franz Boll:

der Überschwemmung“ erreicht. 28) Im alexandrinischen Jahre trifft
der 121. Niltag nach Brugscii 29), dessen „Niltage“ übrigens alt-
ägyptisch nicht belegt, sondern dem Festkalender der Kopten ent-
nommen sind 30), schon auf den 20. Oktober. Möglich also, dab
liier in unserem Kalender eine ältere, vor der Einführung des
alexandrinischen Jahres liegende Datierung beibehalten ist, was in
der vielfachen Wiederholung älterer, nicht mehr völlig zutreffender
Kalenderdaten aus Eudoxos usf. in den späteren griechischen
Kalendern seine vollkommene Analogie hat. Hier ist nun freilich
die Pmde von einem Nilfeste; ob einmal ein solches an irgend-
einern Orte Ägyptens am 22. Oktober gefeiert wurde, muß ich den
Sachkundigen zur Entscheidung überlassen. Dem Laien scheint es
allerdings, als ob eine solche Annahme durch Analogien bei anderen
Festen, die zwar in griechischen Texten, aber zufällig nicht in den
erhaltenen ägyptisclien Inschriften bezeugt sind, ohne claß sich des-
halb Zweifel an ihrer Tatsächlichkeit erheben könnten 31), genügend
gestützt würde. Und vielleicht darf doch das „Große Fest“, das
Brugsch (Thes. inscr. II 346) für das Sothische Jahr auf den 5. Ghoiak
ansetzt 32), hierher bezogen werden, da der 5. Ghoiak im Sothischen
Normaljahr dem 22. Oktober entspricht; eine Yerschiebung durch
das Wandeljahr wäre natürlich bei einern Nilfest ausgeschlossen.

Größeres Interesse clarf die Notiz unseres Kalenders zum
25. Dezember beanspruchen. Der Kalender enthält, wie wir ge-
sehen haben, am 22. Dezember, nach Ptolemaios, den Eintrag

28) Brugsch, Thes. II 334 verzeichnet die „Niltage“ des ägyptischen Falenders;
keiner davon kann für den späten Termin des 22. Okt. in Betrac-ht kommen, als
das „Ende der Übersehwemmung“.

29) Ebd. B 346.

3n) Wie mir H. Prof. Sethe mitteilt, wissen wir leider über die „Nilbuch“
genannten großen Nilfeste der alten Ägypter, die in verschiedenen alten Texten
erwähnt werden, nichts, auch nicht das Datum.

31) Ich denke dabei an die in dem griechisch-ägyptischen Kalender von Sais
(publiziert von Grenfell-Hunt, Hibeh Papyri I 138 ff.) verzeichneten Feste, von
denen eine ganze Anzahl bisher unbekannt gewesen ist.

32) Pap. Sall. IV 10, 5 (den Brugsch als Quelle heranzielit) gibt zum 5. Choiak
des äg. Kalenders: „sehr gut. Es kamen hervor die 'bwt-Schlangen vor die
Großen in Hrj-'h 1 (d. i. Babylon = arab. Fostat, südlich von Kairo, das mit
Prj-h'pj = Nilopolis = Insel Boda zusammengehörte) am Tage; es wurde . . .
[verderbte Stelle, die einen Satz enthält] neben dem Hause der Götterneunheit.
Hrj-'h] (und) [?; «und» ist nicht ausgedrückt] der Vater der Götter [d. i. Titel
des Nils] ist in ihrem (der Stadt) großen Feste an diesem Tage“ [d. b. sie feiert
ein großes Fest]. (Mitteilung von Prof'. Sethe.)
 
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