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Boll, Franz; Antiochus <Atheniensis>; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 16. Abhandlung): Griechische Kalender: 1. Das Kalendarium des Antiochos — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32162#0042
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Franz Boll:

später 1. Thot genannt) zusamraengefallen war. Später tat sie das
freilich niclit melir und der Name Mesore' wurde deshalb auf
den vorhergehenden Kalendermonat (den zwölften des Wandeljahres)
übertragen. In dem Kalender des Antiochos ist ein Äquivalent des
Namens also auch auf die Wintersonnenwende angewendet. “

Griechische und römische Schriftsteller teilen uns eine von ihnen
als ägyptisch bezeichnete Lehre mit, nach der die Sonne an der
Winterwende als Kind, an der Frühlingsnachtgleiche als Jüngling,
an der Sommersonnenwende als Mann und an der Herbstgleiche
als Greis erscheint. 35) Das bekannte, schon von Th. Gale zu Jam-
blichos de mysteriis p. 289 angeführte Hauptzeugnis steht bei
Macrobius in seiner Sonnentheologie, Saturn. I 18, 9: item Liberi
patris simulacra partim puerili aetate partim iuvenis fmgunt. prae-
terea barbata specie, senili quoque . . . hae autem aetatum diversi-
tates ad Solem referuntur, ut parvulus videtur hiemali sol-
stitio, qualem Aegyptii proferunt ex aclyto die certa, quod
tunc brevissimo die veluti parvus et infans videatur. exincle autem
procedentibus augmentis (vgl. auHei cpuiq bei Antiochos hier und im
Catal. codd. astr. I 144, 13) aequinoctio vernali similiter atque
adulescentis adipiscitur vires figuraque iuvenis ornatur. postea
statuitur eius aetas plenissima effigie barbae solstitio aestivo quo tem-
pore summum sui eonsequitur augmentum. exinde per diminutiones
veluti senescentis quarta forma deus figuratur. Dazu ist zu ver-
gleichen Martianus Capella I 76 (p. 20 G): facie autem mox ut in-
gressus est (Sol) pueri renidentis, incessu medio iuvenis anheii, in
fme senis apparebat occidui, licet duodecim non nullis formas con-
vertere crederetur (zum letzten vgl. besonders Reitzenstein, Poi-
mandres, S. 256 ff.); Firmicus Maternus de err. prof. relig. VII 7: quis
vidit puerum SolemP Das berühmte Orakel des klarischen Apollo,
das Macrob. Sat. I 18, 20 aus Cornelius Labeos Buch de oraculo
Apollinis Clarii zitiert, nennt vier Götternamen, die offenbar aus

35) In gleicher Weise Avird seit sehr alter Zeit auch der Tageslauf' der Sonne
gefaßt (Brugsch, Ägyptol. 327 f.), die an jedem Abend stirbt und am Morgen
neugeboren wird (Yerwandtes auf griechischem Boden s. bei Usener, Götternamen,
S. 288 ff.), und so sind die Stellen Pap. Mimaut v. 153 6 xpv np^pav qpwWwv,
veffpopauu, ö vf)Ttio<;, 6 dvaTe(A.\)(Juv und Berl. Pap. II 119 ö vpnioq dvaxeWujv
zu verstehen. Dagegen vom Jahreslauf in dem zuletzt genannten Papyrus kurz
vorher v. 106; die merkwürdige Stelle hoffe ich bald in anderem Zusammenhang
aufzuhellen. nDaß auch die Übertragung auf den Jahreslauf der Sonne alt ist,
ist vielleicht aus der Bezeichnung Mesore' zu erschließen, die dann allerdings
besser zur Winter- als zur Sommerwende gepaßt hätte“ (Sethe).
 
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