Metadaten

Boll, Franz; Antiochus <Atheniensis>; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 16. Abhandlung): Griechische Kalender: 1. Das Kalendarium des Antiochos — Heidelberg, 1910

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32162#0043
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Griechische Kalender. I.

43

der gieichen Gedankenverbindung heraus für clie vier Gestalten des
Helios in den Jahreszeiten gesetzt werden, wenn es sich auch viel-
mehr um den Judengott handelt (s. z. B. Buresch, Klaros, S. 48 ff.):
cppd£eo töv ndvTUJV uTtaTOv beöv eggev iauj,

XeipaTi pev t’ vAtöiiv, Aia ö’ eiapo^ dpxopevoio,

HeXtov öe hepeu<;, peTOTnijpou ö’ aßpöv iauu.

Vgi. weiter Plut. de Is. et Os. c. 65, p. 377 B.: TtKTeöfkxi töv 'ApTio-
KpaTt'iv Tiepi TpOTrd? x eih £P lV(*£ aTeXi] Kai veapöv ev toic; Tipoavhoöoi
Kai TrpoßXaaTdvoucTi. Brugsch, der die erstgenannte Stelle nach Ja-
blonski Panth. Aegypt. lib. II cap. VI, S. 254 anführt 36), setzt aüs-
einander, daß diese Vorstellungen eclit ägyptischen Ursprungs sind
und wenigstens auf den Denkmälern der spätesten Epochen der
ägyptischen Geschichte mit aller Deutlichkeit zum Vorschein kommen;
die Sonne zur Zeit der Wintenvende führte die Bezeichnung des
Sonnenkindes, zur Zeit der Frühlingsgieiche „Knabe“ oder „Jüng-
ling“, zur Zeit der Sommerwende „die große (erwachsene) Sonne“
und zur Zeit der Herbstgleiche „cler Greis“. In einer Inschrift 37)
wird ausdrücklich von der „von neuem geborenen Sonne“, in zwei
anderen 38) von der „kleinen Sonne“ gesprochen. 39)

Sowohl der Ausdruck HXiou yevehXiov wie auch die Sache
selbst ist also offenbar im Zusammenhang mit ägyptischen An-
schauungen gedacht. 40) Etwas anderes aber ist die Frage, woher

36) Thes. II 409, vgl. xXgyptol. S. 328 f. Irrtümlich hat Brucjsch an der zuletzt
genannten Stelle ein Zitat aus einem antiken Schriftsteller in einem Passus gesehen,
wo lecliglich Jablonski selbst seine Meinung über diese Lehre zusammenfaßt
(Vos, idolorum servi usf.).

37) Thes. II 416.

38) Ebd.

39) Ein leiser Anklang an diese Anschauungen scheint sich auch im Kalender
des Clodius zu finden, der arn 28. Dezember, obgleich er am 23. schon die Bruma
verzeichnet hatte, angibt: ö f|Xio<; duooTpecpexai duö roO voriaiou KauTTTfipo;,
dann am 29.: ö f|Xio<; XapTrpöi; und am 31.: apxeTai dvioxeiv ö beXqpiv, Kai ö
pXio; ei<; ijt)jo<;. Aus der blofien Beobachtung des Naturphänomens sind die
Ausdrücke kaum zu erklären.

40) Als Fest ist die Wintersonnenwende (entgegen dem Anschein, den die
Macrobiusstelle erweckt) bei den Ägyptern nicht gefeiert worden, wie mich H. Prof'.
Sethe belehrt: das Fest des Sokar, das bei der Einführung des ägyptischen festen
Jahres durch Augustus gerade auf' Ende Dezemlier fiel, hat mit der Sonnenwende
nichts zu tun. — Bemerkt sei auch, daß die bei Ginzel (a. a. 0. I 207) gegebene
Notiz zum 2. Pharmuthi (= 28. März) des alexandrinischen Jahres „Geburtstag der
Sonne“ (in dem Kalender von Esne, Edfu I und Edfu II) nach gütiger Mitteilung
des H. Prof. Junker in Wien ein Irrtum ist (arn 2. Pharmuthi steht in jenen Kalen-
dern nach Junker überhaupt kein Fest, der 1. und 4. feiern die Geburt des Horus).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften