Metadaten

Weber, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 7. Abhandlung): Ein Hermes-Tempel des Kaisers Marcus — Heidelberg, 1910

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32153#0042
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
42

Wilhelm Weber :

drinische Gewolmheit direkt sich anschloß, wie sie die so he-
liehte Muschelnische von dorther 140); nicht anders als Rom, über-
nommen hat.

Aus all dem entstehen neue Fragen. In christlicher Zeit
ist das tonnengewölbte Kultlokal früh in Gebrauch. 141) i\.ber hier
ist es kaum möglich, clie Vorbilcler, clie am intensivsten gewirkt
haben, festzustellen. Die Technik war nie verlernt, clie Idee in
gleicher AVeise in vielen Teilen cles PLeic.hs, vom kopt. Ägypten
uncl clem Sassaniclenreich, Kappaclokien 142) his nach Spanien uncl
Gallien vorhanden. 143)

Wir sind. von der Verbindung Rom-Ägypten ausgegangen, Und
haben auf weiten AVegen clie Bestätigung gefunden. Die Idee
cles Kirchenstils, clie in allen Jahrhunderten cles Christentums
die erste Rolle spielte, liegt der Imitation zugruncle: Die Gottheit
wohnt in clem Haus am liebsteiy das ihrem Hauptkultsitz am
ähnlichsten ist. 144) AATe merkwürdig ist dann cler Zufall —- wenn
es nur einer ist -—, daß clie Kirchenfassade das Motiv am höchsten
gesteigert zeigß cleren Heiliger aus Alexanclrien so wunderbar
gekommen ist: San Ma.rco in Veneclig.

s. die Stiicke von Banit, MASPERO-QüIBELL, Guide to the Gairo ¥., 253,
Fig. 72. Das ist um so natürlicher, da die Kopten anfangs nach der Unter-
drückung heidnischer Religion aucli die großen Heiligtümer benützt ha.ben
(Pliilae u. a.).

140) Das Iiildesheimer Römer-Museum besitzt eine noch frühhelleni-
stische Terrakotte dieser Form, die ich durch die Güte Herrn Dir. Ruben-
sohns kenne.

141) Der Primicerius Theodotus auf dem einen Gemälde von S. Maria
Antiqua trägt das Modell eines Tonnenbaus auf der Hand, deren VerhiiUung
die Heiligkeit des Gegenstandes zeigt. Hülsen, Nachtrag z. Forum Ro-
manum, S. 25, Fig. 18. Auf dem Elfenbeinrelief aus Brescia bei Strzy-
gowski, Kleinasien, S. 213 der gl. Bau.

142) Rott, Kleinasiatische Denkmäler, passim.

143) Die Gruppe von Bauten, bei denen ein Bogen in das Giebelfeld
einschneidet, die besonders liäufig auf späten kleinasiatischen und syrischen
Mtinzen vorkommen und in erhaltener Architektur (Termessos, Syrien),
zuerst auf der Aedicula des Tiberiusschwerts und in Pompei, zuletzt in
kappadok. Fassaden und auf dem Clipeus Theodosianus (z. B. Arneth, Gold-
und Sübermonumente d. k. k. Kab. in Wien, Beil. 3) — sie haben ihr Vor-
bild in hellenistischen Motiven (Stadttor von Ephesus, Alexandrin. Aedicula
bei Pfuhl, Ath. Mitt., 1901, 290, n. 35) — sind hier zu trennen (Dressel 646,
2) und bedürfen eigener Untersuchung. Ebenso können viele Details ver-
wandter oder ähnlicher Natur nicht besprochen werden.

144) Man denke an die Mithraeen, vielleicht auch das syr. Heiligtum
auf dem Gianicolo ; es ist die Frage, ob nicht auch die Ternpel der Magna
Mater (Esdaile, Röm. Mitt., 1908, 368ff., pl. XI) solch traditionell-rituellem
Stil unterliegen. Alle aber sind Heiligtiimer fremder Götter.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften