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Weber, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 7. Abhandlung): Ein Hermes-Tempel des Kaisers Marcus — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32153#0009
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Ein Hermes-Tempel des Kaisers Marcus.

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Grnppen lassen sich innerhalb dieser Emission nur sehr
gezwnngen aussondern; ein gutes Beispiel für die selbständige
Arbeit der Münzschneider. Diese ist nur soweit fixiert, als die
typische Grundform gegeben wird, die wohl dem Bauplan ent-
nommen ist. Die Tempeldarstellung eignet der Senatsmünze.
Religio Augusti ist wolil in der kaiserlichen Münze vorge-
bildet, während der Senat nachprägt oder wenigstens gedanklich
von der iVuffassung des Ivaisers abhängt. Das Bekenntnis des
Ivaisers wird, so möchte man dann foigern, vom Senat erwidert
durch die Dedikation des Heiligtums an den Gott, dessen Werk
die wunderbare Rettung römischer Soldaten ist. Dies ist eine
offizielle Fassung, der gegenüber alle späteren Streitigkeiten
zurückzutreten haben.

Dic Münze ist lange mißverstanden, oft auch falsch hezogen
worden. 32) Daß Eckhel recht daran getan, wenn er sie, intuitiv,
aber ohne Beweise, mit dem Zeugnis des Dio vereinigte, wird
die lange Untersuchung gezeigt haben. Die Form des ganzen
Baues wird erklärt, wenn wir die Vorbilder und ihren Ur-
sprung nachweisen können. Auf diesem Wege wird für unser
Resultat der stärkste Beweis gewonnen.

II.

Die Fassade, die auf der Münze dargestellt ist, ist immer
als Unikum empfunden worden, wiewohl eine Lösung recht nahe-
liegt und die Mittel dazu längst gegeben waren. Meist hat man
die Form des ganzen Baukörpers als Rundtempel verstanden 33),
trotzdem schon Eckhel von dem „templi epistylio“ spricht. Die
Rundgiebelfassade liat Dressel (iVnrn. 32), als er das Iseum
Campense auf einer ungewöhnlich schönen Münzgruppe des
Vespasianus in glänzender Kombination erkannte, zu dem Schluß

32) Aus der zahlreichen Litt. geniigt der Hinweis auf Eckhei,, D. N., VII,
601'., dem nehen anderen Stevenson, Diciionary s. v. Religio gefolgt ist. Die
Beziehung auf einen alten Römischen Mercurtempel s. Roscher, Lexikon d.
Myth. s. v. Mercurius 2803. R.eiche Litt. bei Altmann, Ital. Rundbauten,
21 f., 27 f., der ebenso wie neuerdings Dressel, Sitzb. Berl. Ahacl., 1909,
646, 2 das Verständnis der Münze wesentlich gefördert hat.

33) Altmann (Anm. 32) hat sie richtig aufgelöst : ,,So erhält man einen
viersäuligen Bau m. rechteckigem Grundriß und Tonnengewölbe“. Aber er
versperrt sich die richtige Deutung, indem er den ,,Baldachin“ für eine
„Blendfassade“ hält, „die an eine Wand gerückt ist“.
 
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