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Bezold, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 2. Abhandlung): Astronomie, Himmelsschau und Astrallehre bei den Babyloniern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32164#0004
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C. Bezold:

zahlreicher Täfelchen mit babylonischen Sternbenennungen, von
keilinschriftlichen Mitteilungen, die sich zweifellos auf Veriins-
terungen bezogen, von Angaben über Planetenbewegungen etc.,
und vor allem die vermeintliche Entdeckung einer — 1868 publi-
zierten 2) — Inschrift, in der der tägliche Lauf des Mondes während
eines 30 tägigen Monats verzeichnet sein sollte.

Indessen erlebte auch hier die Assyriologie, wie so oft auf
ihrem verwickelten AVerdegang, eine herbe Enttäuschung. Die
letztgenannte Tafel enthält, wie zuerst der jüngst verstorbene
Astronom Giovanni Schiaparelli erkannte 3), eine ohne wissen-
schaftliche Hilfsmittel zu beschreibende Aufzeichnung über Zu-
und Abnahme des erleuchteten Teiles der Mondscheibe. Die
übrigen Inschriften aber stellten sich samt und sonders als
astrologische Texte heraus, die mit reiner Astronomie nichts
zu tun haben.

Erst eine im November 1876, wenige Monate nach dem
Ableben ihres Entdeckers George Smith, ins Britische Museum
gelangte Sammlung von iveilschrifttexten aus der Seleuciden-
und Arsacidenzeit und ähnliche, von Spartali und von dem
vor kurzem verstorbenen Ausgräber Hormuzd Rassam in Baby-
lonien erworbene Tontafeln enthüllten Zahlenreihen und allerlei
Tabellen, die auf astronomischen Inhalt schliessen liessen.

Das grosse Verdienst, die Aufmerksamkeit der wissen-
schaftlichen Welt auf diese Inschriften gelenkt zu haben, ge-
bührt einem ausgezeichneten Assyriologen, dern Jesuitenpater
J. N. Strassmaier, der seit dem Anfang der achtziger Jahre des
vorigen Jahrhunderts mehrere Tausende von Keilschrifttexten
in London kopierte und während dieser Studien zuerst die
grundlegende Bedeutung' jener astronomischen Niederschriften
.erkannte. Ein gütiges Geschick wollte es, dass Strassmaier
zudem in seinem, damals in Hoüand lebenden, Mitbruder, dem
früheren Professor der Astronomie am neuerrichteten Poly-
technikum zu Quito, Pater Joseph Epping, eine hervorragende
Kraft fand, um seine philologischen Untersucnung'en über die
fraglichen Texte durch sachkundige Berechnungen zu ergänzen.
Inschriftenkopien und astronomische Bestimmungen flogen nun
fast Monat um Monat über den Kanal. Das Zusammenwirken,
das den beiden Patres durch ihre Oberen ermöglicht wrnrde,
war so glücklich, intensiv und harmonisch wie nur irgend denk-
bar, und nach einer arbeitsreichen Oktaeteris fiel im Jahre 1889
 
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