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Bezold, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 2. Abhandlung): Astronomie, Himmelsschau und Astrallehre bei den Babyloniern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32164#0005
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Babylonische Astronomie, Himmelsscliau und Astrallehre.

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als reife Frucht eine gedrängte Darstellung vom »Wissen der
Chaldäer über den gestirnten Himmel« ab 4), der eine Reihe von
Abhandlungen in der Zeitschrift für Assyriologie folgte 5). Nur
■fünf Jahre war es Epping noch vergönnt, Hand in Hancl mit
dem Londoner Gelehrten die Schätze zu bearbeiten, die der
Boden Babyloniens für beider Wissenschaften geborgen hatte;
die sehr umfangreichen Kopien, die Strassmaier ang'efertigt hat,
vermochte er nicht mehr zu erschöpfen. Um so dankbarer
durfte es begrüsst werden, dass schon bald nach Epping’s Tod
dessen g'eistiges Erbe durch den scharfsinnigen, für beide Arten
von Keilschriftstudien, die philologische und die naturwissen-
schaftliche, trefflich yorgebildeten Pater F. X. Kugler, Pro-
fessor am Ignatius-Kolleg zu Valkenburg in Limburg, angetreten
werden konnte 6).

Mit wahrem Feuereifer vertiefte sich Kugler in die ihm
von seinem Mitbruder Strassmaier überlassenen, noch unent-
zifferten Abschriften, denen er später im Britischen Museum
eine Menge eigener hinzufügen konnte. Schon im Jahre 1900
gelang es ihm, in einer umfangreichen, »die babylonische Mond-
rechnung« betitelten Schrift 7) zwei Systeme der Chaldäer zur
Berechnung des Mondlaufs und der Sonnenbahn zu erklären,
und mancher Beitrag zu Fachzeitschriften zeugt seither von der
Erweiterung und Vertiefung dieser Studien 8). Die Hauptresul-
tate aller seiner bis jetzt abgeschlossenen Berechnungen aber
legt Kugler in einem grossen, auf vier Bücher veranlagten
Werk über »Sternkunde und Sterndienst in Babel« nieder, von
dem 1907 das erste Buch und vor Jahresfrist der erste Teil des
zweiten Buches erschienen sind, 9), die weitaus die bedeutendste
Arbeit und die beste Belehrung über die astronomischen Kennt-
nisse der Babylonier enthalten.

Versuchen wir nun, an der Hand der genannten Veröffent-
lichungen einen Einblick in das Wesen der babylonischen
Astronomie zu gewinnen, so beschäftigen uns zunächst die
Q ue 11 en dieser Wissenschaft, die aus dem Zeitraum vom Jahr
523 v. Chr. bis zum Jahr 8 v. Chr. stammen. Sie zerfallen in
zwei Hauptteile : Beobachtungstafeln und Berechnungstafeln. Zu
den ersteren gehört — wenigstens teilweise -— die älteste bis-
her bekannte, aus dem 7. Jahr des Kambyses datierte Inschrift
mit wissenschaftlichen Aufzeichnungen über Planetenbewegun-
gen 10). Der überarbeitete und nicht fehlerfreie Text gibt Auf-
 
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