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Bezold, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 2. Abhandlung): Astronomie, Himmelsschau und Astrallehre bei den Babyloniern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32164#0006
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6

C. Bezold:

schlüsse über die Dauer der Erscheinungen des Neu- und Alt-
lichts des Mondes; über das Intervall zwischen Mondauf- und
Sonnenuntergang und vice versa; und über zwei Mondfinster-
nisse, deren erstere im Almagest des Claudius Ptolemäus als
von den Babyloniern beobachtet erwähnt wird 11); -— dazu noch
Ortsbestimmungen der Planeten Jupiter, Venus, Saturn und
Mars nach Normalfixsternen, aber noch ohne Beifügung irgend-
welcher Winkelmaassangaben.

Dagegen enthält ein 144 Jahre später datiertes Fragment 12)
über sämtliche astronomischen und atmosphärischen Himmels-
erscheinungen, wie dort eine -— zum Teil verstümmelte, aber
so gut wie sicher zu ergänzende 13) — Randbemerkung aus-
drücklich besagt, »[Beobachtungen zum Zwecke von Opfer-
handlungen vom Monat Tisri (Sept.-Okt.) bis zum Monat Adar
(Februar-März) des Jajhres 26 von Arses, [genann]t Artax[erxes]«.
Und eine andere Tafel 14), die sich über die Jahre 387—346 v. Chr.
erstreckt, vermittelt eine Reihe von Jupiterbeobachtungen mit
Angaben über die heliakischen Auf- und Untergänge des Pla-
neten, seine recht- und rückläufige Bewegung und seinen öst-
lichen oder westlichen »Stillstand« (da der ICehrpunkt damals
noch nicht genau zu ermitteln war). In den beiden genannten
Bruchstücken sind die Entfernungen der beobachteten Planeten
von anderen Himmelskörpern in Ellengraden und Zoll 15) genau
angegeben; und dasselbe gilt von einer planetarischen sog.
Hilfstafel für das Jahr 172/1 v. Chr. 16), in der gieichfalls allerlei
astronomische Beobachtungen niedergelegt, gelegentlich aber,
nämlich wenn sie durch die Ungunst der Witterung vereitelt
waren, durch —- ausdrücklich als solche kenntlich gemachte —
Berechnungsergebnisse ersetzt sind.

Dies führt uns auf die zweite Art der astronomischen
Quellen aus Babylonien: die Berechnungstafeln. Unter ihnen
spielen eine besondere Rolle die sogenannten »Ephemeriden«
oder Vorausberechnungen für je ein Jahr, wovon Beispiele
für die Zeit vom Jahr 208 v. Chr. bis zum Jahr 11 v. Chr. be-
kannt und grossenteils bis in die Einzelheiten erklärt worden
sind 17). In zwei Gattungen sogenannter »Planetenkalender«
enthalten diese Texte Angaben über die Erscheinungen, bzw.
die Positionen der Wandelsterne, deren Berechnung die Kennt-
nis der Perioden dieser Himmelskörper und eine auf mindestens
fünf Jahre ausgedehnte, fortlaufende Reihe bezügficher Beob-
achtung'en mit Sicherheit voraussetzt.
 
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