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Bezold, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 2. Abhandlung): Astronomie, Himmelsschau und Astrallehre bei den Babyloniern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32164#0008
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C. Bezold:

nauig-keit der Bestimmung des mittleren synodischen Jupiter-
laufs, die sich mit der von Hipparch erreichten in auffallender
Weise, bis auf Bruchteile einer Sekunde deckt 22).

Ganz Aehnliches wie ich hier für die keilinschriftlichen
Quelleti iiber die mathematisch-astronomische Feststellung der
Planetenbewegungen zu skizzieren versuchte, gilt auch fiir die
spätbabylonische Mond- und Sonnenrechnung. Berechnungen
des Neumonds bzw. Neulichts, des Neu- und Vollmonds, also
der Syzygien, und von Mond- und Sonnenfinsternissen sind
schon jetzt aus einer ganzen Anzahl mehr oder minder frag-
mentarischer Rechnungstafeln entdeckt, kopiert, transskribiert
und erklärt worden, deren Ergebnisse in durchaus befriedigen-
der Weise mit den Sätzen einer sogenannten Lehrtafel, d. h.
einer »bis ins einzelne gehenden Unterweisung zur Berechnung
der Syzygien und Finsternisse« 23) im Einklang stehen. Auf die
Systeme der Mondlaufberechnung und andere Einzelheiten ein-
zugehen verbietet heute die Zeit 24).

Aber die beiden sich hier unmittelbar aufdrängenden Haupt-
fragen zu beantworten :»AViestellten die babylonischen Astronomen
ihre Beobachtungen und Berechnungen an?« und »Was wüssten
sie über den gestirnten Himmel im Höhepunkt der Entwicklung
ihrer Wissenschaft?«, das darf wohl auch der nicht fachmännisch
vorgebildete Assyriologe — selbstverständlich mit aller gegen-
über dem Astronomen gebotenen Bescheidenheit — versuchen.

Zur Lösung des ersten Problems ist vor Allem zu betonen,
dass fiir die priesterlichen Sternseher am Euphrat und Tigris
die denkbar günstigsten Verhältnisse geg'eben waren. Die
Alluvialebene Mesopotamiens bot für die, von hohen liirmen
ausblickenden Beobachter des jährlich acht Monate lang fast
ungetrübten Himmels 25) ein ungewöhnlich weites, ununterbroche-
nes Gesichtsfeld. Erscheinungen, die in unseren Breiten ver-
hältnismässig selten sind, wie z. B. das dem freien Auge wahr-
nehmbare Aufblitzen des Merkur aus der Abend- oder Morgen-
dämmerung, sind im Orient häufig 26), und das Licht der Venus
erreicht dort eine solche Stärke, dass der Planet einen Schatten
wirft, ja dass er gelegentlich auch am hellen Tag mit blossem
Auge verfolgt werden kann 27). Dazu ward offenbar die Be-
obachtungsg'abe der Babylonier durch generationenlange Pflege
zu einer Schärfe entwickelt, wie sie vor der Erfindung des
Fernrohrs sonst kaum irgendwo durch Beobachtungsergebnisse
 
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