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Bezold, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 2. Abhandlung): Astronomie, Himmelsschau und Astrallehre bei den Babyloniern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32164#0015
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Babylonische Astronomie, Himmelsschau und Astrallehre. 15

tionspunkt ihrer ganzen Wissenschaft — in ihren, an treffliche
Beobachtungen angeschlossenen Berechnungen astronomische
Konstanten, die nach Kugler zur Bestimmung der Neutnond-
längen brauchbarer sind als unsere eigene Syzygienberechnung! 42)
—- Endlich noch zwei Punkte!

7. Wie es nach dem Vorhergehenden selbstverständlich er-
scheint, wandten die Babylonier auch den heliakischen Auf-
gängen der Fixsterne die grösste Aufmerksamkeit zu. Für ihre
systematischen Berechnungen bedienten sie sich einer als fest
angenommenen sog. »Bahn der Sonne« 43), in späteren Texten
»Ort der Sonne« 44) genannt, d. h. einer Ekliptik mit der be-
kannten Schiefe von 23 T/2°, deren Anfangspunkt sich bei 22°3'
der Ekliptik von 1800 befand — mit einer künstlichen Eintei-
lung in 12 grosse Zeichen, sogenannte Tierkreiszeichen von je
30 0, die ihre Namen offenbar von uralten Tierkreisbildern
empfingen 45). Innerhalb dieser Tierkreiszeichen dienten ihnen
ferner zur Angabe der Planetenkonstellationen eine Anzahl be-
stimmter Fixsterne, sogenannter »Normalsterne«, von denen bis
heute einige 30 näher bekannt und mit unseren Sternnamen
identifiziert worden sind 46). Endlich wurden jedem einzelnen
der 12 Monate ein, zwei oder drei leicht erkennbare Sterne
zugeteilt, deren heliakische Aufgänge den betreffenden Monat
charakterisieren. Auch von diesen sogenannten »Monatsfix-
sternen«, unter denen der Sirius und Beteigeuze eine besondere
Rolle spielen, sind ca. 20 erkannt und als wichtige Stützen für
weitere Sternidentifikationen erwiesen worden 47). — Nur mit we-
nigen Worten seien schliesslich noch

8. die Maasseinheiten erwähnt, deren sich die Babylonier
zu allen diesen Rechnungen bedienten. Sie stehen absolut fest.
Von der Einteilung des Tages, der im bürgerlichen Leben mit
Sonnenuntergang begann, habe ich schon g'esprochen (S. 12).
In der Frühzeit, noch im 6. Jahrhundert und gelegentlich auch
später noch, wurde er in 12 Doppelstunden 48), in der Folgezeit
aber für astronomische Zwecke in 6 Teile von je 4 Stunden
mit folgender Sexagesimalteilung, oder auch in durchweg sexa-
gesimale Bruchteile 49) zerlegt. Als »Jahr« galt den Babyloniern
das sog. «gebundene« Mondjahr, d. h. die Zählung nach Mond-
monaten unter gleichzeitiger Berücksichtigung des Sonnenlaufs,
wobei die Discrepanz der Sonnen- und Mondbewegung von
spätestens 533 v. Chr. an durch eine 8 jährige Schaltperiode (die
 
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