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Schubert, Hans von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 3. Abhandlung): Die Anfänge des Christentums bei den Burgundern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32165#0011
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Die Anfänge des Christentums bei den Burgundern.

II

dürfte. Diese Annahme würde nur dann an Wahrscheinlichkeit er-
heblich gewinnen, wenn nachgewiesen werden könnte, daß Orosius
auch sonst über die Ereignisse in Gallien wenigstens aus der
jüngsten Zeit, seiner Gegenwart, clie er in clen letzten selbständigeren
Kapiteln seines Werkes behandelt, wohlunterrichtet ist. Das ist
aber keineswegs der Fall. Der Spanier, der in Afrika schreibt,
ist über die afrikanischen Dinge sehr gut, weiter über den grohen
Gang der Reichsgeschiehte, die italienischen, die spanischen Vor-
gänge im allgemeinen gut orientiert. Die letzteren waren durch
die Westgoten mit den süclwestgallischen eng verbunden. VII, 434
verrät er uns einen seiner Gewährsmänner, einen Presbyter aus Nar-
bonne, cler früher unter Theoclosius hoher Militär gewesen, dann aher
clem Westgotenkönig Athaulf in Narbonne nahe getreten war und
clen er — nicht etwa in Gallien —■ sondern in der Mönchsklause
des Hieronymus zu Betlilehem kennen gelernt hatte. Orosius könnte
bei Hieronymus, bei clem er 415 war und cler, wie sein Brief 123
beweist, über den Einbruch der Barbaren 406 allerlei gehört hatte,
auch über die weiteren Vorgänge in Gallien Nachrichten empfangen
haben. Tatsächlich zeigt er nur eine allgemeine, vage Kenntnis.8)
Man muß clie Fragmente cles Olympioclor und Zosimus oder clie bei
Gregor v. Tours erhaltenen Bruchstücke des Sulpicius Alexander
und Renatus Profuturus Frigericlus vergleichen, um den Untersclhed
zwischen einer genauen und einer oberflächlichen Kenntnis zu spüren.
Von besonderer Wichtigkeit mühte es sein, wenn Orosius in
diesem letzten Teile nochmals auf die Burgunder zu sprechen käme.
In der Tat erwähnt er sie VII, 383 und 41s. An der ersteren
Stelle verrät er nur Kenntnis davon, daß zur Zeit Stilichos mit den
Alanen, Sueben, Vandalen auch die Burgunder ipso motu sirnul
impulsi in Bewegung kamen, er läht voll Hah gegen Stilicho
durch diesen clie Völker aufgestachelt werden. Dabei erscheinen
auch die Burgunder als solche, clie die Rdieingrenze erschüttert
lraben — während sie nach VII, 32 cloch längst hier wohnen! —
und zur Zeit, cla er schreibt (nunc), clie Provinzen Gallien und
Spanien bedrücken, während sie oben als clie Friedfertigkeit selbst

8) Man sollte darum auch nicht, um das Yerbleihen der Barbaren auf
gallischem Boden am Rhein seit 407 wahrscheinlich zu machen, von einem Satze
wie dem Vil, 404: Constantinus ibi (in Gallien) saepe a barbaris incertis
foederibus inlusus detrimento magis reipublicae fuit, ausgehen (Hauck, S. 98, A. 7),
wenn man hessere Quellen (Renatus Profuturus Frigeridus bei Greg. Tur. II, 9,
zusammen mit Hier. ep. 123) hat.
 
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