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Schubert, Hans von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 3. Abhandlung): Die Anfänge des Christentums bei den Burgundern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32165#0018
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18

Hans von Schubert:

durch die spätere Geschichte der Burgunder nach mancher Hinsicht
bestätigt wird, so darf man vielleicht annehmen, daß Übertritte von
Gliedern des burgundischen Volkes zur Glaubensform der Römer
zahlreicher waren als bei anderen Stämmen.
II.
Daß es sich tatsächlich nicht um mehr gehandelt hat, wird
wahrscheinlich gemacht durch eine Reihe Beobachtungen und Er-
wägungen, die clen Aussagen des Orosius (und Sokrates) entgegen-
stehen, teilweise zwar nur indirekte Beweiskraft haben, sich dafür
aber durchweg auf weit sichereres Material beziehen.
1. Wir besitzen eine ganze Reihe Schriftsteller, die den Ereig-
nissen nicht nur zeitlich so nahestehen wie Orosius und Sokrates,
sondern auch, was diesen beiden abging, räumlich, und es gab
ihrer noch mehr, als wir heute besitzen. Südgallien zeigte bekannt-
lich im 5. Jahrhundert noch eine literarische Nachblüte, auch auf
dem Gebiet der Historiographie. Die Ghronik cles Sulpicius Se-
verus reicht so weit nicht, wohl aber hat cler Aquitanier Prosper
seine zeitgeschichtlich sehr wertvolle Ghronik, clie eine Fortsetzung
der hieronymianischen, bis 378 reichenden sein will, erst bis 433,
dann 445, dann 455 geführt (ed. Mommsen, Mon. Germ. auct. ant. IX,
341 ff.). Sein Hauptinteresse gilt den gallischen Dingen, über die
er, vorzüglich bis 433, bei weitem die meisten Einträge macht.
In den Jaliren, da er die erste Redaktion der Ghronik fertigte,
lebte er sicher in Südgallien, man kann mit recht großer Bestimmt-
heit sagen, in Marseille. Ihm verdanken wir die Kenntnis der wich-
tigsten Tatsachen auch aus der burgundischen Geschichte, ihm die
Nachricht zu 413, daß sie „einen am Rhein gelegenen Teil Galliens
erhielten“, ihm die genauere Kenntnis der Volkstragödie, die dieser
mittelrheinischen Episode unter Ivönig Gundicar ein Ende machte,
der Schwächung ihrer Volkskraft durch den Sieg der Römer, gegen
die sie trotz ihrer angeblich christlich-brüderlichen Gesinnung „re-
belliert“ hatten (Hydatius, Ghron. ad a. 436, M. G. auct. ant. XI, 22),
indem sie — trux Burgundio! — dieBelgica bedrängten (Apoll. Sid. ib.
VIII, 209), unter Aetius 435 oder 436 und des bald folgenden vernich-
tenden Schlages durch ein Hunnenkorps. Über die Bekehrung des
ganzen Stammes zum katholischen Glauben schweigt der religiös-dog-
matisch stark interessierte Autor. Nach Haucks gewiß zutreffender Be-
rechnung (Real-Enz.3 XVI, 1235s) um 390 geboren, schrieb er um die
Zeit, in welcher der von ihm notierten Niederlassung der Übertritt ge-
 
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