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Schubert, Hans von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 3. Abhandlung): Die Anfänge des Christentums bei den Burgundern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32165#0017
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Die Anfange des Christentums bei den Burgundern.

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aucli darüber noch etwas sagen konnte. Auch hier erscheint
ein Engel Gottes, diesmal in der Gestalt eines Hirten, und führt
das römische Heer durch die ravennatischen Sümpfe, und auch hier
liört man wieder von dem Reflex des Sieges in der Hauptstadt.
Was Sokrates aber VII, 13 über das berühmte Thema „Alarich in
Rom“ zu sagen weiß, ist vollends nichts als verworrener Klatsch12):
nachdem der Gote die Stadt verwüstet, die meisten der wunder-
baren Kunstwerke vernichtet und viele Senatoren auf verschiedene
Weise umgebracht hat, erhebt er zum Idohn einen Mann namens
Attalus zunr Ivaiser (was vielmehr schon 409 geschah) und läfit
ihn den einen Tag als Herrscher, den anderen als Sklaven sich
dem Voike darstehen. Danach flieht er, weil ihn das Gerücht
schreckt, daß das kaiserliche Heer nahe! Jeder Satz ist falsch.
Dann noch ein Histörchen: auf dem Wege nacli Rom mahnt ein
Mönch den Alarich, sich nicht an Mord und Totschlag zu ergötzen;
da antwortet ihm der: nicht freiwillig marschiere ich auf Rom,
sondern es ist einer, der mich täglich martert und plagt und mir
sagt: Geh und zerstöre die Stadt der Römer! Der leibhaftige
Satan war es also, der den Eroberer der ewigen Stadt auf seinen
Mordweg führte.
Dürfen wir laei solcher Sachlage kurzweg die wesentliche Glaub-
würdigkeit der Erzählung von dem friedlichen Handwerkervölkchen
der Burgunder im fernen Deutschland behaupten, das sich erfolg-
reich durch die Taufe mit Mannesmut füllen läßt, eigens zu dem
Zweck, die bösen Hunnen zu besiegen, ihrer 3000 gegen 10000
Feinde, freilich führerlose, da ihr gefrähiger König in selbiger Nacht
zerplatzt war? Dah dieser märchenhaften Geschichte, die als eine
Soldatenanekdote dern Sokrates zugetragen sein moclrte, ein histo-
rischer Kern zugrunde liegen wird, zumal unter dem Hunnenkönig
Uptar sich vermutlich Attilas Onkel Oktar verbirgt, wer wollte es
leugnen? Aber uns fehlen alle Mittel ihn festzustellen. —
Stellt man die Aussagen des Orosius und Sokrates zusammen,
so wird man höchstens sagen können, daß sich an die Burgunder
im besonderen Mabe die Nachrede der Friedfertigkeit und Auf-
geschlossenheit für römische Kultur bei aller Ivriegstüchtigkeit
knüpfte, einer Empfänglichkeit, die man auch auf das Gebiet des
religiösen Lebens ausdehnte. Da die Richtigkeit dieser Nachrede
12) Scbon diese Tatsache Yerbietet Jeeps (Quellenuntersuchungen zu den
griech. Kirchenhist. 1884, S. 130 tf.) Annahme, dafi Sokrates Olympiodor benutzt.
habe, was schon Harnack, Th. Lit.-Ztg. 1884, Sp. 632, bezweifelt hat.
Sitzungsberiahte der Heideib. Ahademie, phil.-hist. Kl. 1911. _ 3. Ahh.
 
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