Die Anfänge des Ghristentums bei den Burgundern.
19
folgt sein soll, also um 415, bereits sein poema coniugis ad uxorem,
in dem er v. 27ff. nur die Schrecken der Zeit, das Waffengetöse der
sich hekämpfenden unzähligen „Könige“ schildert. Gehört ihm das
Gedicht an, so war sein Auge schon damals aufgeschlossen für das,
was um ihn vorging.
Die Töne, die hier angeschlagen werden, erinnern an Salvian,
den leidenschaftlichen Sittenschilderer und Bußprediger, der der da-
maligen römischen Welt in seinem Werk de gubernatione dei (ed.
Halm, Mon. Germ. auct. ant. I, 1877, zwischen 439 und 451 ge-
schrieben) clen Spiegel vorhielt. Um 400 geboren, 424 oder 425
ins Kloster Lerinum getreten, dann in Marseille lebend, stammte er
docli wahrscheinlich aus Nordgallien, aus Trier, wo er genau bekannt
war (VI, 8. 13 und sonst), oder aus Köln, wo er Verwandte hatte
(ep. 1), und hatte genaue Beziehungen zur Lugdunensis, zum Bischof
Eucherius von Lyon, dessen Söhne er unterrichtete. Einer von
ihnen, Salonius, wurde Bischof von Genf, und gerade- diesem wid-
mete er das Buch de gubernatione dei, in clem er clie Tugenclen
der heidnischen und häretischen Germanen seinen Landsleuten als
Muster pries. Genf aber war der Mittelpunkt des neuen Burguncler-
staates in Savoyen, von hier dehnte er sich bald weit nach
Westen und Süclwesten. Das Buch ist also an einen Bischof ira
neuen Burgundergebiet, an der Pmsidenz des Burgunderkönigs, ge-
richtet, wenn es nach 443 geschrieben ist. Dennoch kennt der
Verfasser auf der Seite der Barbaren nur Heiden und Häretiker.
Man könnte freilich darauf hinweisen, daß die Unbedeutendheit cles
eben dezimierten bzw. auch deportierten Stammes vielleicht über-
haupt nicht auf ihn reflektieren, Salvian ganz von ihm absehen und
wie V, 313) nur an gotische oder vandalische Häresie clenken ließ.
Aber es hat cloch seine Schwierigkeit, mit der Annahme, dab es
seit Jahrzelmten einen ganzen katholisch gewordenen Stamm auf
gallischem Boden im Gesichtskreis des Salvian gegeben habe, den
Satz zu vereinigen, den Salvian niclit nur einmal mit Nachdruck
ausspricht: Duo enim genera in omni gente omnium bariarorum
sunt, id est aut haereticorum aut paganorum (IV, 61. 67, V, 5).
Es hat noch andere zeitgenössische historische Darstellungen
der vielbewegten Geschichte Galliens im 5. Jahrhundert gegeben,
cleren hervorragenden Wert wir aus den uns erhaltenen Bruchstücken
erkennen können. Ob Olympiodor, cler über die gallischen Vor-
gänge ausgezeichnet unterrichtet war, von der Christianisierung der
13) Der Gegensatz hier ist übrigens römische Häresie.
2*
19
folgt sein soll, also um 415, bereits sein poema coniugis ad uxorem,
in dem er v. 27ff. nur die Schrecken der Zeit, das Waffengetöse der
sich hekämpfenden unzähligen „Könige“ schildert. Gehört ihm das
Gedicht an, so war sein Auge schon damals aufgeschlossen für das,
was um ihn vorging.
Die Töne, die hier angeschlagen werden, erinnern an Salvian,
den leidenschaftlichen Sittenschilderer und Bußprediger, der der da-
maligen römischen Welt in seinem Werk de gubernatione dei (ed.
Halm, Mon. Germ. auct. ant. I, 1877, zwischen 439 und 451 ge-
schrieben) clen Spiegel vorhielt. Um 400 geboren, 424 oder 425
ins Kloster Lerinum getreten, dann in Marseille lebend, stammte er
docli wahrscheinlich aus Nordgallien, aus Trier, wo er genau bekannt
war (VI, 8. 13 und sonst), oder aus Köln, wo er Verwandte hatte
(ep. 1), und hatte genaue Beziehungen zur Lugdunensis, zum Bischof
Eucherius von Lyon, dessen Söhne er unterrichtete. Einer von
ihnen, Salonius, wurde Bischof von Genf, und gerade- diesem wid-
mete er das Buch de gubernatione dei, in clem er clie Tugenclen
der heidnischen und häretischen Germanen seinen Landsleuten als
Muster pries. Genf aber war der Mittelpunkt des neuen Burguncler-
staates in Savoyen, von hier dehnte er sich bald weit nach
Westen und Süclwesten. Das Buch ist also an einen Bischof ira
neuen Burgundergebiet, an der Pmsidenz des Burgunderkönigs, ge-
richtet, wenn es nach 443 geschrieben ist. Dennoch kennt der
Verfasser auf der Seite der Barbaren nur Heiden und Häretiker.
Man könnte freilich darauf hinweisen, daß die Unbedeutendheit cles
eben dezimierten bzw. auch deportierten Stammes vielleicht über-
haupt nicht auf ihn reflektieren, Salvian ganz von ihm absehen und
wie V, 313) nur an gotische oder vandalische Häresie clenken ließ.
Aber es hat cloch seine Schwierigkeit, mit der Annahme, dab es
seit Jahrzelmten einen ganzen katholisch gewordenen Stamm auf
gallischem Boden im Gesichtskreis des Salvian gegeben habe, den
Satz zu vereinigen, den Salvian niclit nur einmal mit Nachdruck
ausspricht: Duo enim genera in omni gente omnium bariarorum
sunt, id est aut haereticorum aut paganorum (IV, 61. 67, V, 5).
Es hat noch andere zeitgenössische historische Darstellungen
der vielbewegten Geschichte Galliens im 5. Jahrhundert gegeben,
cleren hervorragenden Wert wir aus den uns erhaltenen Bruchstücken
erkennen können. Ob Olympiodor, cler über die gallischen Vor-
gänge ausgezeichnet unterrichtet war, von der Christianisierung der
13) Der Gegensatz hier ist übrigens römische Häresie.
2*