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Schubert, Hans von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 3. Abhandlung): Die Anfänge des Christentums bei den Burgundern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32165#0024
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Hans von Schubert:

Spuren in den Volksbestand, wie uns das burgundische Volksrecht
(XVII, 1) belehrt.21) In diesen ersten Zeiten der neuen Existenz
könute cler Abfall nicht erfolgt sein. War die Annahme schon
recht schwierig, daß das ungebrochene, mächtige Volk, das sicli am
Mittelrhein Sitze erobert, indem es hilft, Kaiser ein- und abzusetzen,
auf stets halb germanisch gebliebenem Boden, mit dem Rücken an
das unbezwungene heiclnische Germanien, die truces Alamanni, ge-
lehnt, demütig um des foedus mit den Römern willen deren Religion
angenonnnen habe, so ist sicher clie andere noch weit schwieriger,
claß clie geschlagenen und zerschlagenen Reste, weit tiefer in altes
römisches Provinzialland verpflanzt, umgeben von katholischer Be-
völkerung, zum Arianismus übergetreten seien, zu cler den Römern
verhaßtesten Häresie, die dem Gegensatz gegen clas Römertum
überall zur Stütze diente; vor 456 ist nicht ctaran zu denken. Aus
dem Jahre 455 wird zuerst wieder in einer übrigens undeutliclien
Notiz von neuer Unruhe gemeldet, clie Burgunder kommen ins
Schweifen.22) 45 6 nehmen sie engere Fühlung mit den Westgoten
zum Zweck erobernder Ausbreitung nach Westen zu. Aber schon
458 lassen sie sich, von Kaiser Majorian bezwungen, wieder gegen
clie Westgoten verpflichten; seit 469 befmden sie sicli immer auf
seiten der Römer gegen die Westgoten uncl benutzen vielmehr ihr
Föderatenverhältnis zur Ausdehnung ihrer Macht. Noch 476 liegen
sie im Kampf mit Eurich. Will man einen Zeitpunkt nennen, in
clem ihr Abfall zum Arianismus am wahrscheinlichsten wäre, so
würde man mit L. Schmidt23) sicher am besten an das Jahr 457
clenken, in dem sie Schulter an Schulter mit den Westgoten den
siegreichen Kampf mit dem — übrigens katholisc-hen — Sueven-
könig Rekiar bestanden, und nach Kaiser Avitus’ Sturz clie beiden
vom römischen foedus abgefallenen, untereinander aber föderierten
Völker gegen Arles einer-, Lyon andererseits vorrückten. Gute
Kunde im Auct. Prosp. Havn. (Mon. Germ. auct. ant. IX, 305) be-
richtet zu diesem Jahre: post cuius (Rekiaris) caedem Gundiocus
rex Burgundionum cum gente et omni praesidio annuente sibi Theu-
derico ac Gothis intra Gahiam ad habitandum iugressus societate
et amicitia Gothorum functus. Darüber, ob die Burgunder Arianer
21) Ed. Salis, Mon. Germ. Leg. sect. I, t. II, 1, 1892. Alle vor der Schlachl
nicht zum Austrag gebrachten Rechtssachen werden als verfallen erklärt. Vgl.
jßjNDiNG, a. a. 0., S. 45; Zeumer, Neues Arch. f. ält. deutsehe Gescli. XXIII, 460 ff.
22) Auc-t. Pi'osp. Prosp. Mon. Germ. auct. ant. IX, 304: At Gippidos Burgun-
diones intra Galliam diffusi repelluntur, vgl. iiher die Stelle oben S. 15, A. 9.
23) Geschichte der deutschen Stämme, S. 374.
 
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