Die Anfänge des Christentums bei den Burgundern.
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Einzelne, auch äuf dem Throne, trotz allem ein germanischer Volks-
könig, beugt. Eine Tradition herrscht gerade im Volke, der Aria-
nismus hat Zeit geliabt, feste Wurzeln zu schlagen.
Faßt man alles zusammen, so kann man es nur für das
Wahrscheinlichste lialten, daß die Burgunder, das Volk und seine
Führer, bereits als Arianer in die Sapaudia kamen, wie schon
Binding (S. 40) annahm. In diesem Zusammenhang aber fordert
eine meist kurzer Hancl verworfene31), von AVaitz32) aber trotz aller
Bedenken als glaubwürdig behandelte Notiz bei Gregor von Tours II,
28 cloch ernsthafte Prüfung. Da, wo sich seine Erzählung der
Heirat Chlodwigs mit Chlotilcle und damit clen burgundischen
Verhältnissen zuwenclet, stehen die einleitenden Worte über das
clortige Herrscherhaus: Fuit igitur Gundevechus rex Burgundionum
ex genere Atlianarici regis persecutoris, cui supra meminimus (11,4).
Huic fuerunt quatuor filii: Gundobadus, Godigisilus, Ghilpericus
et Goclemarus. Wenn sich dann auch in cler folgenden Dar-
stellung cler Greuel Gunclobads gegen das Haus Chilperichs, Chlo-
tildes Vater, uncl der Ghlodwigschen Werbung sagenhafte Ent-
stellungen cler Wahrheit unzweifelhaft finden33), clie Nachricht
von der Abstammung Gunclioks kann cleshalb ebenso auf guter
Kunde beruhen wie die Reihe der vier Brüder, um so mehr, als es
nichts Empfehlencles hatte, der hochberühmten frommen Chlotilde
ausgerechnet den berüchtigten Christenverfolger Athanarich zuin
Stammvater zu geben. Gregor identifiziert cliesen Athanarich jeden-
falls bewußt mit clem Westgotenkönig, der 381 zu Konstanti-
nopel starb, nachdem er nebst den Seinen ebenfalls seinen Frieden
mit Rom gemacht hatte. Unmögliches enthält die Nachricht nicht.
Nach unseren besten Nachrichten war die alte stirps regia, das
Geschlecht Gibichs und Gunthers, 436 vernichtet. Das Volk mufite
nicht ohne Berechnung an den Papst über den Übertritt Sigismunds berichtet: ca-
tervatirn populi ad caularum quas regitis saepta concurrunt, so widerlegt das unsere
Auffassung nicht. Canon 59 des Konzils von Epao v. 517, das die katholische Ein-
heitskirche gründete, läßt andrerseits an arianisthe Propaganda noch in der letzten
Zeit glauben und Avitus rechnet mit der Möglichkeit einer arianischen Reaktion
und einer Verfotgung der Katholiken in einem Brief aus demselhen -Jahr, ep. 7
(p. 3674), vgl. conc. Epaon. c. 33, 15. 555 freut sich Avitus, daß „der Häretiker sel-
tener vvird“ (haeretico rariscente), Loening I, 564, A. 1.
31) Auc-h von W. Abndt, Mon. Germ. Script. rer. Merov. I, 1. 89, A. 4.
32) Kampf d. Burg. u. Hunnen, Forscb. z. deutschen Gesch. I, 9. Vgl. auc-h
Rückert, a. a. 0., S. 575.
33) Siehe darüber Bindinc:, S. 114ff.; L. Schmidt, S. 385.
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Einzelne, auch äuf dem Throne, trotz allem ein germanischer Volks-
könig, beugt. Eine Tradition herrscht gerade im Volke, der Aria-
nismus hat Zeit geliabt, feste Wurzeln zu schlagen.
Faßt man alles zusammen, so kann man es nur für das
Wahrscheinlichste lialten, daß die Burgunder, das Volk und seine
Führer, bereits als Arianer in die Sapaudia kamen, wie schon
Binding (S. 40) annahm. In diesem Zusammenhang aber fordert
eine meist kurzer Hancl verworfene31), von AVaitz32) aber trotz aller
Bedenken als glaubwürdig behandelte Notiz bei Gregor von Tours II,
28 cloch ernsthafte Prüfung. Da, wo sich seine Erzählung der
Heirat Chlodwigs mit Chlotilcle und damit clen burgundischen
Verhältnissen zuwenclet, stehen die einleitenden Worte über das
clortige Herrscherhaus: Fuit igitur Gundevechus rex Burgundionum
ex genere Atlianarici regis persecutoris, cui supra meminimus (11,4).
Huic fuerunt quatuor filii: Gundobadus, Godigisilus, Ghilpericus
et Goclemarus. Wenn sich dann auch in cler folgenden Dar-
stellung cler Greuel Gunclobads gegen das Haus Chilperichs, Chlo-
tildes Vater, uncl der Ghlodwigschen Werbung sagenhafte Ent-
stellungen cler Wahrheit unzweifelhaft finden33), clie Nachricht
von der Abstammung Gunclioks kann cleshalb ebenso auf guter
Kunde beruhen wie die Reihe der vier Brüder, um so mehr, als es
nichts Empfehlencles hatte, der hochberühmten frommen Chlotilde
ausgerechnet den berüchtigten Christenverfolger Athanarich zuin
Stammvater zu geben. Gregor identifiziert cliesen Athanarich jeden-
falls bewußt mit clem Westgotenkönig, der 381 zu Konstanti-
nopel starb, nachdem er nebst den Seinen ebenfalls seinen Frieden
mit Rom gemacht hatte. Unmögliches enthält die Nachricht nicht.
Nach unseren besten Nachrichten war die alte stirps regia, das
Geschlecht Gibichs und Gunthers, 436 vernichtet. Das Volk mufite
nicht ohne Berechnung an den Papst über den Übertritt Sigismunds berichtet: ca-
tervatirn populi ad caularum quas regitis saepta concurrunt, so widerlegt das unsere
Auffassung nicht. Canon 59 des Konzils von Epao v. 517, das die katholische Ein-
heitskirche gründete, läßt andrerseits an arianisthe Propaganda noch in der letzten
Zeit glauben und Avitus rechnet mit der Möglichkeit einer arianischen Reaktion
und einer Verfotgung der Katholiken in einem Brief aus demselhen -Jahr, ep. 7
(p. 3674), vgl. conc. Epaon. c. 33, 15. 555 freut sich Avitus, daß „der Häretiker sel-
tener vvird“ (haeretico rariscente), Loening I, 564, A. 1.
31) Auc-h von W. Abndt, Mon. Germ. Script. rer. Merov. I, 1. 89, A. 4.
32) Kampf d. Burg. u. Hunnen, Forscb. z. deutschen Gesch. I, 9. Vgl. auc-h
Rückert, a. a. 0., S. 575.
33) Siehe darüber Bindinc:, S. 114ff.; L. Schmidt, S. 385.