Metadaten

Schubert, Hans von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 3. Abhandlung): Die Anfänge des Christentums bei den Burgundern — Heidelberg, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32165#0032
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
32

Hans von Schubert:

Möglichkeit, daß sich die Dinge so oder ähnlich ahgespielt haben,
läßt sich nicht abstreiten, und dann ist man m. E. nicht berechtigt,
die bestimmte Notiz Gregors mit leichter Handbewegung abzutun.38)
War aber Gundiok westgotischer Abkunft, so war er auch Arianer,
so war auch das Yolk, das sich ihn nahm, schwerlich kathoiisch.
Die Burgunder werden bereits als Arianer in die Sapaudia ge-
kommen sein. Das aber heiht, da sie während der Zeit ihres
Existenzkampfes uncl vorher während ihrer Herrschaft am Mittel-
rhein nicht wohl clen Arianismus angenommen haben können, daß
sie den Arianismus schon an clen Rhein mitgebracht
haben werden, wie bereits Petignt (p. 48) vermutete. Wie die
Vandalen39), in deren Gefolge sie ins Wandern kamen, werden sie
zur Zeit, da sie in ihrer Nachbarschaft unter dem von der Donau
und Illyrien her sich ausbreitendem Einfluß der Goten saßen, die
lex gotica, den gotischen Glauben, angenommen haben. Man kann
auf das kleine Völkchen der Warasker hinweisen, von clem den
gleichen Vorgang anzunehmen Hauck (S. 367, A. 5) kein Bedenken
trägt. Wohnten sie wirklich ursprünglich in der Nälie derBurgunder
südlich des Fichtelgebirges am Regen als Teil der suebischen Naristi
„unter gotischem Einfluß “, so waren sie gewiß schon am Anfang des
5. Jahrhunderts von Vandalen und „Sueben“ mitgerissen und dann am
Doubs, wieder neben den Burgundern, seßhaft geworclen. Dort fancl
sie aber noch Columbans Nachfolger gegen 600 teils als Götzendiener,
teils als „Bonosianer“, das heißt als Anhänger einer dem Aria-
nismus mindestens sehr nahestehenden Sekte.40) Was Haucic von
dieser geringen Seitenerscheinung annimmt, claß sie ihren „Bono-
3S) Das tut L. Schmidt, Gesch. d. deutsch. Stämme, S. 409f., nicht, aber er hält
die Nachricht für kaum ric-htig wegen der burgundischen Bildung der Herrscher-
namen. Aber die Zusammensetzungen mit God- (gof)s, gut oder gup, Gott) und
Gunt- (Krieg) sind tiberhaupt ostgermanisch, vgl. Schönfeld, Wörterb. d. altgerm.
Personen- u. Völkernamen 1911. Geiserichs des Yandalenkönigs Vater hief3 ebenfalls
Godegisel, sein Bruder, unter dem die Vandalen den Rhein iiberschritten, Gunderich,
seine Urenkel Godagis und Guntamund; Ghilperich ist auch ein fränkischer Name
und aus Sigismund ist vollends nichts zu schließen.
39) In das Ende des 4. Jahrhunderls setzt auch L. Schmidt die Bekehrung
der Vandalen, Allg. Gesch. d. germ. Völker, S. 55, 1909, vgl. auch Dahn, Urgesch. 1,207.
40) Jonae vitae sanct. Golumb. etc. ed. Kiiusch, p. 243 (vita Golumb. II, 8);
vita Sadalbergae 7, Act. Sanct. Sept. VI, 521, vita Ermenfr. Eigilb. auet. Act.
Sanct. Sept. VII, 117. Zeuss, Die Deutschen und ihre Nachbarstämme, S. 585. Hauck
S. 369. Nach der letztgenannten Quelle war noch im 8. Jahrhundert bekannt, daß
die Heimat der Warasker circa Regnum flumen parlibus Orientis gewesen sei.
Wenn in der vita Col. II, 8 von der Bekelmmg der Warasker unmittelbar zu der
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften